Deutsches Reich,
Mittwoch,
20. Juni 1900
Inland
Deutsches Reich
Kiel - Enthüllung des Marinedenkmals
Um
an
die
gefallenen
und
auf
See
gebliebenen
Angehörigen
der
Marine
zu
erinnern
hatte
der
deutsche
Kaiser
Wilhelm
II.
in
Kiel
als
“einheitli
-
ches
Erinnerungszeichen
für
die
gesamte
Marine”
eine
Christusfigur
gestiftet
und
vor
der
Garnisonkir
-
che
aufstellen
lassen.
Bei
der
Enthüllung
hielt
er
folgende Rede:
“Meine
lieben
Kameraden,
Offiziere
und
Mannschaften! Eure Gattinnen und Verwandten!
Als
das
alte
Jahrhundert
zur
Neige
ging
und
das
neue
emporstieg,
regte
sich
in
Mir
der
Gedanke,
für
die
gesamte
Marine
ein
einheitliches
Erinnerungszeichen
zu
schaffen,
welches
dieselbe
in
dieser
Weise
noch
nicht
besitzt,
und
welches
die
Traditionen,
die
Überlieferungen
festhalten
soll.
Sie
leben
zwar
in
Herz
und
Mund,
in
Wort
und
Sinn
-
all
dies
genügt
nicht,
und
Ich
erwog
lange
bei
Mir
den
Gedanken,
in
welcher
Form
dieses
Erinnerungszeichen zu geben sei.
Jährlich
durchwandere
Ich
die
Schlachtfelder,
doch
alle
jene
Denk
-
mäler
und
schlichten
Tafeln
dünkten
Mich
nicht
geeignet,
ihre
Stelle
hier
zu
finden.
Es
galt
die
ganz
eigentümlich
schwere
Aufgabe,
die
in
der
Marine
liegt,
und
in
den
Offizieren
und
Mannschaften
verkörpert
ist,
richtig
darzu
-
stellen.
Und
der
Zufall,
oder
lieber
gesagt,
Gottes
Fügung
hat
es
gewollt,
daß
Ich
bei
dem
Besuch
eines
Künstlerateliers
diese
packende
und
einen
über
-
raschenden
Eindruck
machende,
diese
gewaltige
Schöpfung
sah,
und
wie
ein zuckendes Feuer durchfuhr es mein Herz, daß dies das Richtige sei.
Jede
Gefahr
im
Beruf
führt
die
Gemüter
mehr
zu
Gott.
Wie
viel
mehr
der
Beruf
in
der
Marine
und
die
Aufgaben,
die
er
stellt.
Dieses
Denkmal
mit
der
zu
Christus'
Füßen
liegenden
Frau
soll
auch
für
Sie,
meine
verehrten
Damen, eine Erleichterung bedeuten. …
Und
wenn
das
Denkmal
für
Sie
ein
solches
Trost
bringendes
Erinne
-
rungszeichen
sein
kann,
dann
ist
Mein
Wunsch
erfüllt.
Und
so
übergebe
Ich
das
Denkmal
der
Marine
mit
der
Hoffnung,
daß
es
in
Ehren
gehalten
wer
-
den möge.
So falle denn die Hülle!“
Quelle: Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1896-1900.
Inhalt
Inland
Seite 01
Ausland
Seite 02
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Ausland
China/Deutsches Reich
Peking - Deutscher Gesandter in Peking ermordet
Am
19.
Juni
1900
hatte
die
chinesische
Kaiserliche
Regierung
um
16.00
Uhr
ein
Ultimatum
an
die
europäischen
Gesandten
gestellt,
und
sie
zum
Ver
-
lassen
des
Landes
innerhalb
von
24
Stunden
aufgerufen.
Währenddessen
war
die
Lage
In
China
durch
den
Aufstand
der
Mitglieder
der
christen-
und
fremdenfeindlichen
Geheimgesellschaft
der
“Boxer”
-
Mitglieder
des
chinesischen
Geheimbun
-
des
Yi-he
quan
(”Faust
für
Recht
und
Einigkeit“)
-
erheblich aufgeheizt worden.
Nach
tagelanger
Belagerung
des
Pekinger
Botschaftsviertels,
wurde
heute
der
Gesandte
des
Deutschen
Kaiserreiches,
Clemens
August
Freiherr
von
Ketteler
,
noch
vor
Ablauf
des
kaiserlichen
Ultimatums
auf
offener
Straße
erschossen.
Der
Mord wird im Deutschen Reich eine Welle der Empörung hervorrufen.
Zudem
begann
nach
dem
Ablauf
des
Ultimatums
um
16.00
Uhr
der
erste
Angriff
der
Chinesen
auf
die
ausländischen
Gesandtschaften
in
Peking.
Rußland/Finnland
Manifest des Zaren Nikolaus II.
Am
06.
Juni
1900
war
in
einer
Sitzung
der
finnischen
Volksvertretung
in
Hel
-
singfors
(Helsinki)
die
Einführung
der
russischen
Sprache
in
Teilen
der
Bürokratie
des
Großfürstentums
Finnland
beschlossen
worden:
Ab
dem
01.
Oktober
1900
sollen
sich
das
finnische
Staatssekretariat,
die
Kanzlei
des
russischen
Generalgouverneurs
von
Finnland
und
die
finnische
Polarexpe
-
dition
in
Sankt
Petersburg
ausschließlich
der
russischen
Sprache
bedienen.
In
der
Folge
häuften
sich
die
Gesuche
aus
dem
Großfürstentum
Finnland
an
den
Zaren
Nikolaus
II.
,
doch
bitte
diesen
Beschluß
zurücknehmen
zu
wollen.
Heute
jedoch
bestätigte
der
russische
Zar
Nikolaus
II.
in
einem
Manifest
die
Beschlüsse
über
die
Einführung
der
russischen
Sprache
im
Groß
-
fürstentum Finnland.
Deutsches Reich,
Mittwoch,
20. Juni 1900
Seite
2
Ketteler, Clemens
August Freiherr von
1853 - 1900
Nikolaus II. - Nikolaj
Alexandrowitsch ...
1868 - 1918