Deutsches Reich,
Sonnabend,
16. Juni 1900
Inland
Deutsches Reich
Lübeck - Eröffnung des Elbe-Trave-Kanals
Nach
vier
Jahren
Bauzeit
wurde
die
etwa
62
km
lange
“Elbe-Trave-Kanal”
genannte
Binnenschiff
-
fahrtsstraße
(ab
1936
“Elbe-Lübeck-Kanal”)
eröff
-
net.
Bei
den
Feierlichkeiten
am
Kanalhafen
bei
Lübeck,
zu
der
der
Lübecker
Bürgermeister
Hein
-
rich
Klug
geladen
hatte,
war
auch
der
deutsche
Kaiser
Wilhelm
II.
zugegen.
Nach
der
Ansprache
des Bürgermeisters, ergriff der Kaiser das Wort:
“Ich
spreche
der
Stadt
Lübeck
von
ganzem
Herzen
Meinen
Glück
-
wunsch
zu
dem
heutigen
Tage
aus.
Voran
schicke
Ich
Meinen
herzlichen
Dank
für
den
wundervollen
Empfang,
den
Sie
Mir
bereitet
haben.
Ich
habe
aus
der
Haltung
und
den
Mienen
der
Lübecker
gelesen,
wie
freudig
bewegt
Ihre
Herzen
heute
sind;
denn
Sie
wissen,
daß
auch
Ich
regen
Anteil
nehme
an
dem,
was
Ihre
Gemüter
bewegt.
Möge
der
Kanal,
den
Sie
mit
unverwüstlicher
hanseatischer
Tatkraft
in
Angriff
genommen
haben,
in
jeder
Beziehung
Ihren
Erwar
-
tungen entsprechen! Ich hege die Überzeugung, das wird er tun!
Sie
sehen
an
dem
fertiggestellten
Werke,
was
es
für
eine
Bedeutung
hat,
daß
ein
einiges
Deutsches
Reich
besteht.
Was
Lübeck
war,
verdankt
es
den
deutschen
Kaisern,
und
was
Lübeck
jetzt
ist,
verdankt
es
dem
Deut
-
schen
Reiche.
So
möge
sich
überall
in
unserem
Reiche
und
Volke
die
Überzeugung
immer
mehr
Bahn
brechen,
daß
durch
das
Wiedererstehen
und
Erstarken
des
Deutschen
Reiches
jene
alten
Aufgaben
von
neuem
an
uns
herantreten,
die
durch
die
Uneinigkeit
unserer
Vorfahren
leider
verloren
gingen und nicht gelöst werden konnten.
Zuversichtlich
hoffe
Ich,
daß
unter
Meinem
Schutze
Lübeck
sich
wei
-
ter
entwickeln
wird.
Ich
würde
diese
Hoffnung
nicht
mit
der
Freudigkeit
aus
-
sprechen
können,
wenn
Ich
nicht
jetzt
vor
Ihnen
stünde,
freudig
gehoben
dadurch,
daß
wir
die
Aussicht
haben,
einmal
eine
deutsche
Flotte
zu
bekommen.
Für
eine
Seestadt
kann
ein
Kaiser
nur
dann
den
Schutz
übernehmen,
wenn
er
ihre
Flagge,
sei
es
die
lübische,
sei
es
die
hamburgische,
sei
es
die
bremische,
sei
es
die
preußische,
bis
in
die
entferntesten
Fernen
der
Welt durch seine Kanonen schützen kann.
Möge
es
uns
denn
vergönnt
sein,
durch
den
Ausbau
unserer
Flotte
nach
außen
den
Frieden
mit
erhalten
zu
können,
und
möge
es
uns
gelingen,
durch
den
Aus
-
bau
unserer
Kanäle
im
Innern
die
Erleichte
-
rung
des
Verkehrs
zu
erreichen,
deren
wir
bedürfen!
Der
Segen
wird
bei
unseren
Was
-
serstraßen niemals ausbleiben!“
Quelle:
Johannes
Penzler:
Die
Reden
Kaiser
Wil
-
helms II. in den Jahren 1896-1900.
Anschließend
fuhren
der
Kaiser
und
der
Bürgermeister
mit
der
Barkasse
“Lubeca”
auf
dem
neuen
Kanal
vom
Kaisertor
um
die
Altstadtinsel herum bis zur Burgtorbrücke.
Das Kaisertor in Lübeck;
davor liegt die Lübecker
Senats-Barkasse “Lubeca”.
Im Hintergrund ist die ehema-
lige Seefahrtschule, rechts
oben die dazugehörige Stern-
warte zu sehen.
Inhalt
Inland
Seite 01
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Klug, Heinrich
1837 - 1912