Deutsches Reich,
Dienstag,
13. Februar 1900
Inland
Deutsches Reich
Berlin - Reichstag bestätigt Samoa-Vertrag
Der
Berliner
Reichstag
stimmte
dem
Samoa-Ver
-
trag
(”Vertrag
über
Samoa,
die
Tonga-Inseln,
Salomoninseln
und
Zanzi
-
bar”)
vom
14.
November
1899
und
dem
Vertrag
zur
“Aufhebung
der
Samoaakte
von
1889”
zu.
Die
Verträge
bestätigten
den
Tausch
einiger
Insel
-
gruppen
im
pazifischen
Raum
zwischen
dem
Deutschen
Reich
und
Großbritannien,
womit
die
Verteilung
der
ehemaligen
spanischen
Kolonien
geregelt
worden
war.
Zudem
hatten
sich
das
Deutsche
Reich
und
die
USA
über
eine
Aufteilung
des
Archipels
im
südli
-
chen Pazifik geeinigt.
Das
deutsche
Südsee-Schutzgebiet
umfaßte
nunmehr
Teile
der
Insel
Neuguinea,
die
Inseln
des
Bismarck-Archipels,
einen
Teil
der
Salomon
inseln,
die
Admiralitätsinseln,
die
Marschall-,
Karolinen-,
Palau-, Marianen- und die Samoa-Inselgruppen.
Zur Geschichte der deutschen Kolonien im Pazifik
Am
14.
November
1899
und
02.
Dezember
1899
hatten
Vertreter
der
deut
-
schen,
britischen
und
amerikanischen
Regierung
einen
Vertrag
über
ihre
Besitzungen
im
pazifischen
Raum
abgeschloßen.
Die
einstmals
große
Kolo
-
nialmacht
Spanien
mußte,
nach
der
Niederlage
gegen die Amerikaner im Spanisch-amerikanischen
Krieg
(vom
25.
April
1898
bis
12.
August
1898),
ihre letzten überseeischen Kolonien verkaufen.
Deutschland
hatte
die
Karolinen
und
die
Marianen
(beide
Inselgruppen
am
12.
Februar
1899
von
Spanien
für
17
Millionen
Mark)
und
einige
kleinere
Inseln
von
Spanien
und
Großbritan
-
nien käuflich erworben.
Zusammen
mit
dem
bereits
1884
erworbe
-
nen
Nordwestteil
Neuguineas
(”Kaiser-Wilhelm-
Land“)
und
dem
”Bismarck-Archipel“
bildeten
sie
das deutsche Kolonialgebiet im Pazifik.
In
dem
Vertrag
vom
14.
November
1899
zog
sich
Großbritannien
völlig
aus
Samoa
zurück.
Im
Gegenzug
trat
das
Deutsche
Reich
die
Tonga-Inseln,
die
Shortland-Inseln
und
zwei
südliche
Salomon-Inseln
(darunter
Choiseul)
an
Großbritan
nien
ab.
Weiterhin
wurde
Samoa
zwischen
dem
Deutschen
Reich
und
den
USA
aufgeteilt,
wobei
das
Deutsche
Reich
den
größeren
west
lich
en
Teil
der
Inselgruppe
erhielt.
Die
USA
er
hiel
ten
dafür
die
meisten
polynesischen
Inseln.
Berlin - Prinz Heinrich von Preußen von Ostasien-Expedition zurück
In
Berlin
fiel
heute
der
Unterricht
in
allen
Schulen
aus.
Grund
war
die
Heim
-
kehr
des
Prinzen
Heinrich
von
Preußen
von
einer
Ostasien-Expedition.
Am
16.
Dezember
1897
hatte
er
an
Bord
der
“Deutschland”
Kiel
in
Richtung
Kiautschou
verlas
-
sen.
Am
Anhalter
Bahnhof
wurde
er
von
Kaiser
Wilhelm
II.
und
allen
Prinzen,
die
sich
in
Berlin
aufhielten,
begrüßt.
Gemeinsam
fuhren
sie
in
das
Berliner
Schloß,
um
sich
im
Elisabethsaal
zu
Tische
zu
b
e
g
e
b
e
n
.
Kaiser
Wil
-
helm
II.
b
e
g
r
ü
ß
t
e
den
Prin
-
zen
mit
fol
-
Karte über die Besit-
zungen des Deut-
schen Reiches im
Stillen Ozean.
Das deutsche Reichs-
tagsgebäude in Berlin
in einer Aufnahme
vom September 1929.
(Bild: Bundesarchiv, Bild 102-
08328).
14. 11. 1899
PDF-Dokument:
“Vertrag über Samoa,
die Tonga-Inseln, Sa-
lomoninseln und Zan-
zibar vom 14. Novem-
ber 1899.”
02. 12. 1899
PDF-Dokument:
“Vertrag zur Aufhe-
bung der Samoaakte
von 1899 vom 02.
Dezember 1899.”
Inhalt
Inland
Seite 01
Ausland
Seite 03
Heinrich von
Preußen. Prinz …
1862 - 1929
Prinz
Heinrich von Preußen
antwortete dem Kaiser:
“Eure
Majestät
wollen
mir
Allergnädigst
gestatten,
meinen
untertänigs
-
ten,
tiefgefühltesten
und
herzlichsten
Dank
für
die
gnädigen
Worte
auszusprechen,
sowie
für
den
Empfang,
den
Eure
Majestät
heut'
für
mich
zu
befehlen geruht haben.
Der
größte
Sporn
meiner
bisherigen
Tätigkeit
war
der,
daß
ich
wußte,
Eure
Majestät
standen
hinter
uns
wie
hinter
Eurer
Majestät
Flotte.
Dieser
Gedanke
befähigte
mich
sowohl
wie
das
Offizierskorps
im
Auslande
zu
immer
neuen,
erfrischenden,
ermutigenden
Taten.
Auch
möchte
ich
nicht
ver
-
hehlen,
am
heutigen
Tage,
da
ich
das
erste
Mal
wieder
in
Gegenwart
Eurer
Majestät
sein
darf,
auszusprechen,
wie
patriotische
und
treue
Untertanen
jene
Deutsche
sind,
die
ich
in
Ostasien
verlassen
habe,
um
nach
meiner
Hei
-
mat
zurückzukehren.
Eurer
Majestät
danke
ich
ferner
für
das
unentwegte
Vertrauen,
das
mir
während
der
beiden
vergangenen
Jahre
bezeigt
worden
ist,
und
ich
versichere,
daß,
wo
es
auch
sein
möge,
jedweder
Dienst
für
Eure
Majestät
und
für
das
Vaterland
mich
auch
in
Zukunft
auf
dem
Posten
finden
wird.
Oft
erklang
im
fernen
Osten
der
Ruf,
der
die
Deutschen
draußen
und
uns
Kameraden
in
Ostasien
beseelte
bei
gemeinsamem
Zusammensein,
bei
festlichen
Anlässen:
dieser
Ruf
mag
auch
heute
laut
erschallen!
Mit
Geneh
-
migung
Eurer
Majestät
fordere
ich
die
Herren
auf,
mit
mir
einzustimmen
in
den
Ruf:
Seine
Majestät
unser
Allergnädigster
Kaiser
und
Herr
Hurra!
-
Hurra! - Hurra!“
(Quelle: Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1896-1900.)
gender Rede:
“Eure
Königliche
Hoheit,
Mein
teurer
Bruder!
Ich
heiße
dich
von
Herzen
in
unserem
Vaterlande
und
in
unserer
Hauptstadt
willkommen!
Vor
zwei
Jahren
sandte
ich
dich
hinaus,
um
deine
Aufgabe
im
fernen
Osten
zu
lösen,
und
konnte
es
nur
Gott
anheimstellen,
daß
er
dir
Seinen
Schutz
und
dem
Werke das Gelingen gäbe.
Der
freudige
und
begeisterte
Empfang
aller
Schichten
Meiner
Residenzstadt
Berlin
gibt
dir
Zeugnis
davon,
mit
welch
liebevollem
Interesse
unser
ganzes
Volk
dich
in
der
Erfüllung
deiner
nun
-
mehr gelösten Aufgabe begleitet hat.
Der
Empfang
hat
aber
noch
eine
tiefere
Bedeutung.
Er
ist
ein
unzweideutiger
Fingerzeig
dafür,
wie
groß
das
Verständnis
für
die
Stärkung
unserer
Seegeltung
in
der
Bevölkerung
geworden
ist.
Das
deutsche
Volk
ist
mit
seinen
Fürsten
und
seinem
Kaiser
darüber
willenseinig,
daß
es
in
sei
-
ner
mächtigen
Entwicklung
einen
neuen
Markstein
setzen
will
in
der
Schaffung
einer
großen,
den
Bedürfnissen
entsprechenden
Flotte.
Wie
Kaiser
Wilhelm
der
Große
uns
die
Waffe
schuf,
mit
deren
Hilfe
wir
wieder
Schwarz-Weiß-Rot
geworden
sind,
so
schickt
das
deutsche
Volk
sich
an,
die
Wehr
sich
zu
schmieden,
durch
die
es,
so
Gott
will,
in
alle
Ewigkeit
Schwarz-Weiß-Rot
bleiben
kann,
im
In-
und
im
Auslande.
Bei
deiner
Heimkehr
findest
du
ein
blühend
Knäblein
(gemeint
ist
Heinrich
Viktor
Ludwig
Friedrich
Prinz
von
Preußen
-
DHJ)
in
den
Armen
deiner
Gattin
(gemeint
ist
Prinzessin
Irene
Luise
Maria
Anna
von
Hessen
und
bei
Rhein
-
DHJ)
.
Mögest
du
als
Pate
für
den
Zuwachs
unserer
jungen
Flotte
denselben
sich
unter
Gottes
Schutz
in
voller
Stärke
entwickeln sehen. Hurra!“
(Quelle:
Johannes
Penzler:
Die
Reden
Kaiser
Wilhelms
II.
in
den Jahren 1896-1900.)
Bau der Hallenkon-
struktion des Anhal-
ter Bahnhof in Berlin
- um 1878.
Innenansicht des in
Betrieb genomme-
nen Anhalter Bahn-
hofs in Berlin 1881;
der Kopf-bahnsteig.
Anhalter Bahnhof in
Berlin, mit Askani-
schem Platz - um
1910.
Deutsches Reich,
Dienstag,
13. Februar 1900
Seite
2
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Heinrich Viktor
Ludwig Friedrich ...
1900 - 1904
Hessen und bei
Rhein, Irene Luise ...
1866 - 1953
Ausland
China/Deutsches Reich
Kiautschou - Wiederholt Übergriffe auf deutsche Ingenieure
Da
es
wiederholt
zu
Übergriffen
der
chinesischen
Bevölkerung
gegen
deutsche
Ingenieure
gekom
-
men
war,
die
die
Eisenbahn
nach
Tsingtau
(Qing
-
dao)
bauten,
verlegte
Carl
Otto
Ferdinand
Paul
Jaeschke
,
der
Gouverneur
des
deutschen
Pacht
-
gebietes
Kiautschou,
120
Marinesoldaten
mit
zwei
Geschüt
zen
und
zwei
Maschinengewehren
sowie
20
Reiter
der
deutschen
Chinesentruppe
in
die
in
neutralem Gebiet gelegene Stadt Kau-mi.
Zur Geschichte der deutschen Kolonien in Asien
Da
zwei
deutsche
katholische
Mis
sio
na
re
(Nies
und
Henle)
in
Süd-Schantung
von
einem
chinesi
-
schen
Pöbelhaufen
ermordet
worden
waren,
erteilte
Wilhelm
II.
am
01.
November
1897
den
Befehl,
die
Bucht
von
Kiautschou
zu
besetzen.
Am
14.
November
1897
besetzten
deutsche
Trup
-
pen
des
ostasiatischen
K
r
e
u
z
e
r
g
e
s
c
h
w
a
d
e
r
s
(bestehend
aus
der
Pan
-
zerfregatte
“SMS
Kaiser”
und
den
kleinen
Kreuzern
“SMS
Prinzeß
Wil
-
helm”
und
“SMS
Cormoran”
)
unter
der
Leitung
des
Konteradmirals
Otto
von
Diederichs
die
Berlin - Erste elektrische Kraftdroschke
In
Berlin
nahm
die
Firma
Emil
Thien
G.m.b.H.
die
erste elektrische Kraftdrosch
ke in Betrieb.
Im Bild eine elektri-
sche Kraftdroschke
aus dem Jahre 1904.
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-
1990-1126-500).
Deutsches Reich,
Dienstag,
13. Februar 1900
Seite
3
Jaeschke, Carl Otto
Ferdinand Paul
1851 - 1901
“SMS Prinzeß Wil-
helm“
Stapellauf am 22.
September 1887,
1922 zum Abbruch
verkauft.
“SMS Kaiser“
Stapellauf am 19.
März 1874, 1920 zum
Abbruch verkauft.
dem
zum
Freihafen
erklärt.
1899
wurde
der
Bau
eines
modernen
Hafens
und
einer
Eisenbahnlinie
von
Tsingtau
(Qingdao)
nach
Tsinanfu,
der
Haupt
-
stadt
der
Provinz
Schantung,
begonnen.
In
der
Folge
entwickelte
sich
das
kleine
Fischerdorf
Tsing
-
tau
(Qingdao)
zu
einer
modernen
Stadt
mit
Trink
-
wasseranlagen,
Abwasserversorgungen
und
Fern
s
-
prech
diensten.
Kiautschou
wurde
insgesamt
zur
teuersten
Kolonialunter
neh
mung
des
Deutschen
Reiches.
Bucht
von
Kiautschou,
ohne
daß
es
zu
Kampf
-
handlungen gekommen war.
Die
internationalen
Reaktionen
auf
den
deut
-
schen
Einmar
sch
waren
unter
schied
lich.
Rußland
sah
seine
Interessen
in
China
gefähr
det
und
erwog
ein
Bündnis
mit
Großbritannien.
Der
deutschfreund
liche
briti
-
sche
Kolonialminis
ter
Joseph
Chamberlain
sah
in
der
Besetzung
ein
will
-
kommenes
Gegengewicht
zu
Rußland.
Sein
Premier
Robert
Arthur
Talbot
Gascoyne-Cecil
Mar
-
quess
of
Salisbury
hin
-
gegen
suchte
eine
einver
-
nehm
liche
Regelung
mit
dem
Zarenreich
im
Sinne
einer
Aufteilung
der
chine
-
sischen
Gebiete
in
beider
-
seitigem Einvernehmen.
Das
Deutsche
Reich
schloß
mit
China
am
06.
März
1898
einen
Pachtvertrag
über
99
Jahre
für
die
Bucht
von
Kiautschou
und
das
umlie
-
gende
Gebiet
(rund
550
km²).
Die
neue
Kolonie
war
zunächst
als
Flottenstützpunkt
gedacht.
Am
27.
April
1898
wurde
das
Pachtgebiet
von
Kiaut
-
schou
offiziell
unter
deutschen
Schutz
gestellt.
Das
Deutsche
Reich
errichtete
in
den
folgenden
Jahren
eine
Musterkolonie,
die
weiter
ausgebaut
wurde,
um
deutschen
Firmen
die
chinesischen
Märkte
zu
öffnen.
Am
02.
September
1898
trat
der
Bebauungs
plan
für
das
kleine
Fischerdorf
Tsingtau
(Qingdao)
in
Kraft.
Tsingtau
(Qingdao)
wurde
außer
-
14. 11. 1897
PDF-Dokument:
“Proklamation Otto
von Diederichs, zur
Besetzung von Kiaut-
schou durch deutsche
Truppen am 14.
November 1897.”
06. 03. 1898
PDF-Dokument:
“Öffentliche Bekannt-
machung zur Einhal-
tung der Bestimmun-
gen des Pachtvertra-
ges vom 06. März
1898.”
Bebauungsplan vom
02. September 1898
für das Fischerdorf
Tsingtau (Qingdao).
Deutsches Reich,
Dienstag,
13. Februar 1900
Seite
4
Karte über die Kolo-
nie des Deutschen
Reiches “Kiaut-
schou”.
“SMS Cormoran“
Stapellauf am 27.
Februar 1892, am 28.
September 1914 in
Tsingtau (Qingdao)
selbst versenkt.
Diederichs, Otto von
1843 - 1918
Chamberlain, Joseph
1836 - 1914
Salisbury, Robert
Arthur Talbot ...
1830 - 1903