Deutsches Reich,
Montag,
02. Juli 1900
Inland
Deutsches Reich
Friedrichshafen - Jungfernflug des Zeppelins ”LZ 1“ am Bodensee
Der
deutsche
Luftschiffkonstrukteur
Ferdinand
Adolf
Heinrich
August
Graf
von
Zeppelin
unter
-
nahm
in
Friedrichshafen
am
Bodensee
mit
seinem
Starrluftschiff
“LZ
1”
die
erste
Versuchsfahrt
und
stieg
mit
fünf
Mann
Besatzung
auf
400
Metern
Höhe auf.
Schon
am
13.
August
1898
hatte
sich
der
Generalleutnant
Ferdinand
von
Zeppelin
einen
“lenkbaren
Luftfahrzug
mit
mehreren
hintereinan
-
der
angeordneten
Tragkörpern”
patentieren
lassen.
Heute
ging
mit
der
“LZ
1”
der
erste
große
Zeppelin
an
den
Ufern
des
Bodensees
auf
seine
17minütige
Jungfernfahrt.
Das
128
m
lange
und
12
m
breite
starre
Aluminiumskelett
diente
als
Träger
einer
Baumwollhülle,
die
mit
11
Millionen
Litern
Wasser
-
stoff
für
den
nötigen
Auftrieb
sorgte.
Das
Gas
befand
sich
in
17
mit
gummiertem
Stoff
bespann
-
ten
Zellen
und
den
Vortrieb
übernahmen
zwei
11-
Kilowatt-Daimlermotoren
mit
Propellern,
die
das
Luftschiff
auf
32,4
km/h
beschleunigen konnten.
Graf
Zeppelin
wird
seine
Arbeiten
konse
-
quent
fortführen.
Ab
1910
wird
im
Deutschen
Reich
ein
regulärer
Luftschiff
-
verkehr
aufgenommen
werden.
1911
wird
mit
der
“LZ
10
Schwaben”
ein
Zeppelin
in
die
Luft
gehen,
der
über
sieben
Tonnen
Nutzlast
mit
sich
führen
und
auf
75
km/h
beschleunigen
kann.
Und
ab
den
1920er
Jahren
werden
erstmals
Transatlantikflüge
durchgeführt werden.
Berlin - Nachricht vom Tode des deutschen Gesandten in Peking
In
Berlin
traf
die
offizielle
Bestätigung
der
Nachricht
ein,
daß
der
deutsche
Gesandte
in
Peking,
Cle
-
mens
August
Freiherr
von
Ketteler
,
am
20.
Juni
durch
Anhänger
der
chris
-
ten-
und
fremdenfeindli
-
chen
Geheimgesellschaft
der
"Boxer"
-
Mitglieder
des
chinesischen
Geheimbundes
Yi-he
quan
(”Faust
für
Recht
und
Einigkeit“)
-
ermordet
worden
war.
Die
Nach
-
richt,
die
sofort
an
Kaiser
Wilhelm
II.
,
der
sich
auf
dem
Weg
nach
Wilhelmshaven
befand,
weiterge
-
leitet
worden
war,
verbreitete
sich
schnell
und
rief
eine allgemeine Welle der Empörung hervor.
Zuvor
hatten
die
"Boxer"
noch
eine
Erklärung
veröffentlicht,
in
der
sie
ihre Gewalttaten gegenüber den Ausländern in ihrem Land rechtfertigten:
“Fremde
Teufel
sind
gekommen
und
haben
durch
ihre
Lehre
viele
zu
ihrem
römischen
oder
protestantischen
Glauben
verleitet.
Ihre
Kirchen
ste
-
hen außerhalb menschlicher Beziehungen.”
Wilhelmshaven - Wilhelm II. verabschiedet das II. Seebataillon
nach China
Noch
ehe
das
erste
Expeditionskorps
sich
nach
China
eingeschifft
hatte,
erhielt
Kaiser
Wilhelm
II.
heute
die
Bestätigung
der
Nachricht,
daß
der
deut
-
sche
Gesandte
in
Peking
ermordet
worden
war.
Das
Kaiserpaar
(Wilhelm
II.
und
Auguste
Viktoria
)
traf
an
diesem
Tage
in
Wilhelmshaven
ein
und
begab
sich
in
Begleitung
des
Prinzen
Rupprecht
von
Bayern
unverzüg
-
lich
auf
den
Exerzierplatz
der
Tor
-
pedo-Kaserne,
wo
das
Expeditions
-
korps
-
schon
in
Khakianzügen
-
in
Parade
aufgestellt
war.
Bevor
die
Transportdampfer
"Frankfurt
(II)"
Das “Luftschiff Zeppe-
lin 1” (”LZ 1”). Der
Jungfernflug von “LZ 1”
bei Friedrichshafen am
Bodensee am 02. Juli
1900.
Das “Luftschiff Zeppe-
lin 10” (“LZ 10 Schwa-
ben”).
Inhalt
Inland
Seite 01
Ausland
Seite 03
Ketteler, Clemens
August Freiherr von
1853 - 1900
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Zeppelin, Ferdinand
Adolf Heinrich ...
1838 - 1917
und
"Wittekind"
wegen
des
“Boxer-Aufstandes”
aus
Wilhelmshaven
in
Richtung
China
usliefen,
um
das
Gesandtschaftsviertel
in
Peking
zu
entsetzen,
verabschiedete
sich
der
deutsche
Kaiser
Wilhelm
II.
von
den
abreisenden
Marineinfanteristen.
Unter
dem
frischen
Eindruck
der
trüben
Nachrichten
rich
-
tete
der
Kaiser
folgende
Ansprache
an
die
Trup
-
pen:
“Mitten
in
den
teifs
-
ten
Frieden
hinein,
für
Mich
leider
nicht
unerwar
-
tet,
ist
die
Brandfackel
des
Krieges
geschleudert
worden.
Ein
Verbrechen,
unerhört
in
seiner
Frechheit,
schaudererregend
durch
seine
Grausamkeit,
hat
Meinen
bewährten
Vertreter
getroffen
und
dahingerafft.
Die
Gesand
-
ten
anderer
Mächte
schweben
in
Lebensgefahr,
mit
ihnen
die
Kameraden,
die
zu
ihrem
Schutze
entsandt
waren.
Vielleicht
haben
sie
schon
heute
ihren
letzten
Kampf
gekämpft.
Die
deutsche
Fahne
ist
beleidigt
und
dem
Deutschen
Reiche
Hohn
gesprochen
worden.
Das
verlangt, exemplarische Bestrafung und Rache.
Die
Verhältnisse
haben
sich
mit
einer
furchtbaren
Geschwindigkeit
zu
tiefem
Ernste
gestaltet
und,
seitdem
Ich
euch
unter
die
Waffen
zur
Mobil
-
machung
berufen
(am
19.
Juni
1900
-
DHJ)
,
noch
ernster.
Was
Ich
hoffen
konnte,
mit
Hilfe
der
Marine-Infanterie
wieder
herzustellen,
wird
jetzt
eine
schwere
Aufgabe,
die
nur
durch
geschlossene
Truppenkörper
aller
zivilisier
-
ten
Staaten
gelöst
werden
kann.
Schon
heute
hat
der
Chef
des
Kreuzerge
-
schwaders
Mich
gebeten,
die
Entsendung
einer
Division
in
Erwägung
zu
nehmen.
Ihr
werdet
einem
Feinde
gegenüberstehen,
der
nicht
minder
todes
-
mutig
ist,
wie
ihr.
Von
europäischen
Offizieren
ausgebildet,
haben
die
Chinesen
die
europäischen
Waffen
brauchen
gelernt.
Gott
sei
Dank
haben
eure
Kameraden
von
der
Marine-Infanterie
und
Meiner
Marine,
wo
sie
mit
ihnen
zusammengekommen
sind,
den
alten
deutschen
Waffenruf
bekräftigt
und
bewährt
und
mit
Ruhm
und
Sieg
sich
verteidigt
und
ihre
Aufgaben
gelöst.
So
sende
Ich
euch
nun
hinaus,
um
das
Unrecht
zu
rächen,
und
Ich
werde
nicht
eher
ruhen,
als
bis
die
deutschen
Fahnen
vereint
mit
denen
der
anderen
Mächte
siegreich
über
den
chinesischen
wehen
und,
auf
den
Mau
-
ern Pekings aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden diktieren.
Ihr
habt
gute
Kameradschaft
zu
halten
mit
allen
Truppen,
mit
denen
ihr
dort
zusammen
kommt.
Russen,
Engländer,
Franzosen,
wer
es
auch
sei, sie fechten alle für die eine Sache, für die Zivilisation.
Wir
denken
auch
noch
an
etwas
Höheres,
an
unsere
Religion
und
die
Verteidigung
und
den
Schutz
unserer
Brüder
da
draußen,
welche
zum
Teil
mit ihrem Leben für ihren Heiland eingetreten sind.
Denkt
auch
an
unsere
Waffenehre,
denkt
an
diejenigen,
die
vor
euch
gefochten
haben,
und
zieht
hinaus
mit
dem
alten
Brandenburgischen
Fah
-
nenspruch:
'Vertrau auf Gott, dich tapfer wehr',
daraus besteht dein' ganze Ehr'!
Denn wer's auf Gott herzhaftig wagt,
wird nimmer aus der Welt gejagt.'
Die
Fahnen,
die
hier
über
euch
wehen,
gehen
zum
erstenmal
ins
Feuer;
daß
ihr
Mir
dieselben
rein
und
fleckenlos
und
ohne
Makel
zurück
-
bringt!
Mein
Dank
und
Mein
Interesse,
Meine
Gebete
und
Meine
Fürsorge
werden euch nicht verlassen, mit ihnen werde Ich euch begleiten.“
(Quelle: Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1896-1900.)
Deutsches Reich,
Montag,
02. Juli 1900
Seite
2
Auguste Viktoria
Friederike Luise ...
1858 - 1921
Rupprecht von
Bayern
1869 - 1955
“Wittekind“
Stapellauf am 03.
Februar 1894 in Ham-
burg, 1924 in Balti-
more verschrottet.
Ausland
Belgien
Brüssel - Beschluß über Expedition
In
Brüssel
beschlossen
das
Deutsche
Reich
und
Belgien
die
Ausrüstung
einer
gemeinsamen
Ver
-
messungsexpedition
für
das
Grenzgebiet
zwischen
dem
belgischen
Kongostaat
und
Deutsch-Ostafrika
nahe des Kiwu-Sees.
Informationen
zur
Kolonie
Deutsch-Ostafrika
auch
in
der
Zeitung vom
14. Februar 1900
.
27. 02. 1885 bis
20. 01. 1919
Karte:
Die deutsche Kolonie
“Deutsch-Ostafrika” -
27. Februar 1885 bis
20. Januar 1919.
Deutsches Reich,
Montag,
02. Juli 1900
Seite
3