Deutsches Reich,
Freitag,
04. Mai 1900
Inland
Deutsches Reich
Berlin - Kaiser Franz Joseph I. in der Stadt
Der
österreichische
Kaiser
Franz
Joseph
I.
traf,
anläßlich
der
Feier
der
Erklärung
zur
Großjährigkeit
des
deutschen
Kronprinzen
Friedrich
Wilhelm
Vic
-
tor
August
Ernst
(
Wilhelm
von
Preußen
),
die
am
06.
Mai
1900
stattfinden
wird,
zu
einem
dreitägigen
Besuch
in
Berlin
ein.
Zu
diesem
Anlaß
war
ein
überdimensionales
Triumphtor
aus
Holz
und
Pappe
auf
dem
Pariser
Platz
errichtet
worden.
Bei
einem
Festmahl
im
Berli
-
ner
Schloß
sagte
Kaiser
Wilhelm
II.
folgende
Worte:
“Es
wird
Mir
schwer,
Worte
zu
finden,
Um
Eurer
Majestät
Mei
-
nen
Dank
und
den
Meines
Volkes
darzubringen
für
Eurer
Majestät
gnädigen
erneuten
Besuch.
Aber
wenn
Ich
auch
die
schönsten
Worte
finden
und
zusammenfügen
wollte,
so
wären
sie
doch
nicht
imstande,
die
Gefühle
wiederzugeben,
die
uns
heute
bewegen.
Worte
müssen
verstummen,
wo
der
Pulsschlag
eines
gesamten
Volkes
sich
fühlbar
macht.
Dieser
Puls-
und
Herzschlag
hat
heute
Eurer
Majestät
entgegengeschlagen,
wie
wohl
noch
nie.
Der
jubelnde
Empfang
der
Berliner
am
heutigen
Tage
gilt
zunächst
Eurer
Majestät
erhabener
Person,
als
dem
großen
und
weisen
Herrscher.
Aber
Mein
Volk
sieht
auch
in
Eurer
Majestät
den
treuen
Freund
und
Bun
-
desgenossen
Meines
seligen
Herrn
Großvaters
,
Meines
Herrn
Vaters
und
Meiner
selbst.
Und
nun
sind
Eure
Majestät
erschienen,
um
der
vierten
Generation
die
unschätzbare
Gabe
Eurer
Majestät
Liebe
und
Freundschaft
anzutragen,
fürwahr
das
herrlichste
Kleinod,
welches
heute
unter
allen
Geschenken Meinem Sohne mitgegeben werden kann.
Zugleich
aber
haben
Eure
Majestät
durch
Ihren
Besuch
der
Welt
offenbart,
wie
fest
und
sicher
der
Bund
besteht,
den
Eure
Majestät
dereinst
mit
Meinem
seligen
Herrn
Großvater
und
dem
Herrscher
des
schönen
süd
-
lichen
Landes
Italien
abgeschlossen
haben.
Wahrlich,
dieser
Bund
ist
nicht
nur
eine
Übereinkunft
der
Gedanken
der
Fürsten,
sondern
je
mehr
und
mehr
er
bestanden
hat,
hat
er
sich
tief
eingelebt
in
die
Überzeugung
der
Völker,
und
wenn
erst
die
Herzen
der
Völker
zusammenschlagen,
dann
kann sie nichts mehr auseinanderreißen.
Gemeinsame
Interessen,
gemeinsame
Gefühle,
gemeinsam
getrage
-
nes
Freud
und
Leid
verbinden
unsere
drei
Völker
heute
über
20
Jahre,
und
obwohl
oft
verkannt
und
mit
Hohn
und
Kritik
übergossen,
ist
es
den
drei
Völkern
gelungen,
bisher
den
Frieden
zu
bewahren
und
als
ein
Hort
des
Friedens in aller Welt angesehen zu werden.
So
beugt
sich
denn
auch
heute
Mein
Volk
dem
Weisen
und
Ältesten
dieses
Bundes.
Unsere
Wünsche,
die
sich
am
heutigen
tage
um
Eure
Majestät
und
Eurer
Majestät
Erlauchtes
Haus
und
Ihrer
Völker
zusammen
-
scharen,
gipfeln
in
noch
einem
andern
Punkt.
Ich
glaube
kaum
zu
weit
zu
gehen,
wenn
Ich
ausspreche,
daß,
soweit
heute
in
deutschen
Landen
ein
Vaterherz
schlägt,
es
Eurer
Majestät
in
tiefer
Bewegung
dafür
danken
wird,
daß
Eure
Majestät
Meinem
jungen
Sohne
Ihren
Segen
mit
auf
seinem
Lebensweg geben wollen.
Allen
Gefühlen
aber,
die
Mein
Volk,
Mein
Haus
und
Mich
heute
erfül
-
len,
geben
wir
Ausdruck,
indem
wir
rufen:
Seine
Majestät
der
Kaiser
und
König Franz Joseph Hurra! - Hurra! - Hurra!“
Quelle: Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1896-1900.
Kaiser Franz Jospeh I. antwortet darauf:
“Von
den
herzlichen
Worten
Eurer
Majestät
innig
bewegt,
danke
Ich
aus
vollem
Herzen
für
den
schönen
Willkomm,
den
Eure
Majestät
Mir
berei
-
tet
haben,
und
gedenke
mit
wärms
-
ter
Erkenntlichkeit
des
festlichen
Empfanges
seitens
Eurer
Majestät
prächtiger Hauptstadt.
Ich
bin
glücklich,
daß
es
Mir
heute
vergönnt
ist,
in
Erfüllung
Inhalt
Inland
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Wilhelm von Preußen
- Friedrich Wilhelm ...
1882 - 1951
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Franz Joseph I.
1830 - 1916
eines
lange
gehegten
Wunsches,
Eure
Majestät
im
Kreise
der
Ihren
die
Hand zu drücken.
Die
unverbrüchliche
Freundschaft,
die
uns
vereinigt,
bildet
auch
ein
kostbares
Gut
unserer
Reiche
und
Völker.
Erweitert
durch
die
treue
Mithilfe
unseres
verehrten
Freundes
und
Verbündeten
Seiner
Majestät
des
Königs
von Italien bedeutet sie für Europa ein Bollwerk des Friedens.
Um
die
Pflege
dieses
segensreichen
Werkes,
welches
Ich
mit
Ihrem
ruhmreichen
Großvater
zu
begründen
so
glücklich
war,
haben
Sich
Eure
Majestät
als
mannhafter
Hüter
eines
für
alle
Teile
gleich
kostbaren
Erbteils
unvergängliche Verdienste erworben.
In
der
frohen
Zuversicht
auf
die
Fortdauer
unserer
Freundschaft
erhebe
Ich
Mein
Glas
auf
das
Wohl
Eurer
Majestät,
Ihrer
Majestät
der
Kai
-
serin und der königlichen Familie: Sie leben hoch!“
Quelle: Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms II. in den Jahren 1896-1900.
Nürnberg - Gründung eines Fußballvereines
In
Nürnberg
gründeten
18
ehemalige
Schüler
der
beiden
Nürnberger
Gymnasien
und
der
Kreisreal
-
schule
in
der
Wirtschaft
“Burenhütte”
an
der
Deutschherrenwiese
den
Fußballverein
“1.
FC
Nürnberg”
(1.
Fußballclub
Nürnberg).
Der
Initiator
dieses
Treffens,
Christoph
Heinz,
wurde
auf
die
-
sem
Gründungstreffen
zum
ersten
Präsidenten
des
neuen Vereins gewählt (bis 1904).
Das graphische Zei-
chen des Fußballver-
eins “1. FC Nürn-
berg”.
Deutsches Reich,
Freitag,
04. Mai 1900
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