Inland
Deutsches Reich
Berlin - Geburtstag S. M. des Kaisers
Heute
wurde
der
deutsche
Kaiser
Wilhelm
II.
41
Jahre
alt.
Aber
der
Geburts
tag
werde,
infolge
der
Hoftrauer
wegen
des
Todes
der
Kaiserinmutter
Herzogin
Friedrich
(Prin
-
zessin
Adelheid
von
H
o
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e
n
l
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-
L
a
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g
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r
g
)
,
ohne
die
sonst
üblichen
Festlichkeiten begangen.
Berlin - Reichsbank senkt abermals Diskontsatz
Die
Deutsche
Reichsbank
in
Berlin
senkte
zum
zweiten
Mal
in
diesem
Monat
den
Dis
-
kontsatz, diesmal von 6% auf 5,5%.
Würzburg - Deutsche Fahnen wieder eingeholt
Da
in
Bayern
nur
an
bayerischen
Festtagen
öffentliche
Gebäude
beflaggt
werden
durften,
wurden
in
Würzburg
die
deutschen
Fahnen,
die
anläßlich
des
Geburtstages
Kaiser
Wilhelms
II.
an
öffentlichen
Gebäuden
gehißt
wor
-
den waren, wieder eingeholt.
Deutsches Reich,
Sonnabend,
27. Januar 1900
Reichsbankgebäude in Berlin.
Blick auf die Nordseite des
Alten Reichsbankgebäudes in
der Werderstraße, zwischen
Kurstraße und Oberwall-
straße.
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1982-0114-
501).
Inhalt
Inland
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Ausland
Seite 02
H
ohenlohe-Langen-
burg, Prinzessin ...
1835 - 1900
Wilhelm II., Friedrich
Wilhelm Viktor ...
1859 - 1941
Ausland
Rußland
Helsingfors/Finnland - Landtag eröffnet
Der
Landtag
des
russischen
Großfürstentums
Finn
-
land
wurde
in
Helsingfors
(Helsinki)
eröffnet.
In
der
Thronrede
des
russischen
Zaren
Nikolaus
II.
kün
-
digte
dieser
Gesetzentwürfe
zur
"Forderung
des
Wohles des Landes" an.
China
China soll Missionen schützen
Die
chinesische
Regierung
unter
der
Kaiserwitwe
Tz'u
Hsi
wurde
von
den
Gesandten
der
europäi
-
schen
Mächte,
Japans
und
der
USA
aufgefordert,
die
Missionen
vor
Übergriffen
des
christen-
und
fremdenfeindlichen
Geheimbundes
der
“Boxer”
-
Mitglieder
des
chinesischen
Geheimbundes
Yi-he
quan
(”Faust
für
Recht
und
Einigkeit“)
-
zu
schüt
-
zen.
Zur Geschichte des “Boxer-Aufstandes”
Der
chinesische
Kaiser
Guangxu
(Kuang
Hsü)
hatte
1898
etliche
Reformen
für
sein
Land
ange
-
strebt
und
diese
auch
unvermittelt
durchgesetzt.
Den
europäischen
Mächten
wurden
zahlreiche
Eisenbahnkonzessionen
bewilligt,
der
Handelsver
-
kehr
mit
ihnen
wurde
erleichtert
und
ihnen
wurden
etliche
Pachtgebiete
überlassen;
zudem
wurden
ihren
Missionen
Schutz
gewährt,
die
chinesische
Armee
wurde
durch
europäische
Instrukteure
reor
-
ganisiert
und
moderner
bewaffnet
und
es
war
an
eine
Reform
des
Erziehungs-
und
Bildungswesens
gedacht.
All
diese
“fremdenfreundlichen”
Reformen
stießen
nicht
nur
bei
der
chinesischen
Bevölkerung
auf
einiges
Unverständ
-
nis.
Selbst
die
Kaiserwitwe
Tz'u
Hsi
hielt
diese
Reformen
für
unerträglich,
weshalb
der
Kaiser
den
Gouverneur
der
Militärschule
in
Tientsin,
Yuan
Shi
-
kai
,
aufforderte,
mit
seinen
Truppen
nach
Peking
zu
marschieren,
um
die
Kaiserwitwe
gefangen
zu
nehmen.
Gouverneur
Yuan
Shikai
hatte
jedoch
nichts
eiligeres
zu
tun,
als
dies
der
Kaiserwitwe
zu
verraten,
die
wiederum
den
Spieß
umdrehte
und
Kaiser
Guangxu
(Kuang
Hsü)
durch
eine
insze
-
nierte
Palastrevolution
stürzte
und
ihn
sodann
unter
Hausarrest
stellen
ließ.
Als
Regentin
des
chi
-
nesischen
Kaiserreiches
zwang
sie
Guangxu
(Kuang
Hsü)
noch
im
August
1898
durch
ein
Edikt,
sämtliche
seiner
Reformen
zu
widerrufen.
Yuan
Shikai
wurde
für
seine
Dienste
im
Dezember
1899
zum Gouverneur von Schantung ernannt.
Da
ein
großer
Teil
der
chinesischen
Bevölkerung
die
Reformen
nie
gewollt
hatte,
hatte
sich
aus
einigen
Geheimbünden
eine
fremdenfeindliche
Bewegung
zu
bilden
begonnen,
die
radikal
alles
Europäische
ablehnte
und
massiv
die
Einrichtungen
ausländischer
Mächte
angriff,
um
diese
“Ausbeu
-
ter”
aus
ihrem
Land
zu
treiben.
Durch
die
antireformistische
Politik
der
Kaiserwitwe
Tz'u
Hsi
erhielt
diese
Bewegung
beinahe
so
etwas
wie
eine
Legitimation
und
wurde
daher
mehr
oder
weniger
wohlwollend
unterstützt.
Aus
dieser
Bewegung
heraus
gründete
sich
im
Frühjahr
1899
die
christen-
und
fremdenfeindliche
Geheimgesellschaft
der
“Boxer”
-
Mitglieder
des
chi
-
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Deutsches Reich,
Sonnabend,
27. Januar 1900
Nikolaus II. - Nikolaj
Alexandrowitsch ...
1868 - 1918
Guangxu - Kuang
Hsü
1871 - 1908
Tz'u Hsi - auch unter
“Cixi” bekannt
1835 - 1908
Yuan Shikai
1859 - 1916
nesischen
Geheimbundes
Yi-he
quan
(”Faust
für
Recht
und
Einigkeit“).
Ihr
Motto
lautete:
“Verjagt
die
fremden
Teufel!
Zerstört
die
Eisenbahnen!
Zer
-
schneidet die Telegrafen! Versenkt die Dampfschiffe!”
Der
“Boxer-Aufstand”
weitete
sich
in
der
Folge
enorm
aus
und
im
Herbst
1899
hatte
er
sogar
erfolgreich
den
Kampf
gegen
die
chinesischen
Regierungstruppen
aufnehmen
können,
die
die
fremden
Besitzungen
in
China trotz allem zu schützen versuchten.
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3
Deutsches Reich,
Sonnabend,
27. Januar 1900