Dem Leser Heil!
Auf
den
Seiten
der
"Patriotische
Lyrik"
werden
Gedichte
und
Lieder
von
Deutschen
Schriftstellern
und
Lyrikern
gezeigt,
die
den
meisten
Deutschen
wohl
kaum
noch
bekannt
sein
dürften.
Nicht
wenige
von
diesen
Deutschen
Schriftstellern
und
Lyrikern
kämpften
an
den
Fronten
für
das
Deutsche
Vaterland
und
vergoßen
ihr
Blut
oder
verloren
sogar
ihr
Leben.
Die
Gedichte
und
Lieder
handeln
oft
um
die
Geschehnisse
in
den
beiden
Weltkriegen,
um
Siege
und
Niederlagen,
um
Freuden
und
Leiden,
um
Heimat,
Hof
und
Fami
-
lie, um Ritterlichkeit und Verrat, um Wahrheit und Ehre ...
An meine Heimat ...
Seite 02
Bettag ...
Seite 03
Das Eiserne Kreuz ...
Seite 03
Deutsche Verzweiflung ...
Seite 04
Deutschlands Fahnenlied ...
Seite 04
Die Geschichte von Lüttich ...
Seite 05
Die Heimat ...
Seite 06
Die volldringende Stunde ...
Seite 07
Es ist genug! ...
Seite 08
Es geht ein Weg ...
Seite 09
Frei ...
Seite 10
Kampf und Frieden ...
Seite 10
Kriegstelegramm ...
Seite 11
Laßt mich mit! ...
Seite 12
Mein Heimatland ...
Seite 13
Mobil gemacht! ...
Seite 14
"O mein Vaterland!" ...
Seite 15
Ostmarkenlied ...
Seite 17
Schwert aus der Scheide ...
Seite 18
Soldaten-Abschied ...
Seite 18
"The Germans to the front!" ...
Seite 19
"Unhöfliche Frage" ...
Seite 20
Wächterlied im Osten ...
Seite 21
Wir oder ihr! ...
Seite 22
Wir sind auf dem Weg! ...
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An meine Heimat
Nach der Heimat ich mich sehne,
Nach der süßen, keuschen Heimat,
Wo die dunkeln Tannen duften
Und die gold'nen Saaten wogen.
Ach, die Fremde ist so prächtig,
Ist so herrlich, ist so sonnig;
Wie ein Fürstenkind, ein schönes,
Tritt sie königlich entgegen
Mir, der nord'schen blassen Frau.
Und sie nimmt mich bei den Händen,
Drückt sie grüßend zum Wilkommen,
Speiset mich mit allem Schönen
Und erzählt mir vieles Schöne,
Daß ich lausche ihren Worten. -
Wie das klingt und wie das schmeichelt!
Trunk'nen Blickes hängt mein Auge
An dem goldgeschmückten Weibe. -
Aber du, geliebte Heimat,
Bist viel schöner, bist viel schöner,
Bist wie eine keusche Jungfrau,
Groß und schlank mit weißen Zähnen,
Mit den blauen Ostseewangen,
Über denen bernsteingelbes
Seidenhaar gleich Sonnenstrahlen
Deine hohe Stirn umflutet.
Linnen trägst du, weißes Linnen,
Sauber, züchtig, das gesponnen
Du in langen Winternächten
Bei des Lämpchens mildem Schimmer
In den strohgedeckten Hütten.
Und ich sehn' mich nach dem Schimmer
Deiner Lämpchen, süße Heimat;
Sehne mich nach deinem Atem,
Nach dem kühlen, tauesfrischen.
Und ich strecke meine Arme,
Wie ein Kindlein nach der Mutter,
Täglich, stündlich wohl hinüber,
Nichts als "Heimat, Heimat" flüsternd.
Johanna Ambrosius (1854 - 1939)
Patriotische Lyrik
Bettag
Nun schämt sich, wer nicht schwingen kann
Die Lanze und den Degen.
Herrgott, es hebt ein Wunder an,
Man betet Waffensegen.
Jetzt legt in eure tiefste Truh
Die bunten Plundersachen;
Wir brauchen uns're groben Schuh
Und grobe Siebensachen.
Auf Schlitzrock, Stöckel, Trippeltritt
Ist jetzt nicht mehr zu trauen;
Jetzt geht nur noch der wucht'ge Schritt,
Der Blauen und der Grauen.
Jetzt geht der Krieg, der starke Mann
Auf allen uns'ren Wegen.
Herrgott, heb deine Wunder an;
Wir beten Waffensegen.
Friedrich Hussong (1878 - 1943)
Das Eiserne Kreuz
Heut' kam eine Karte von meinem Jungen:
"Ich hab' mir das Eiserne Kreuz errungen,
Bei Quiévrain, wo in heißem Gefecht
Wir blutig die Ehre Deutschlands gerächt!" -
Ich falte die Hände - und stumme Gebete
Dringen zum höchsten Helfer der Nöte,
Mit heißem Dank, mit innigem Flehn:
Ach Herr, laß mein Kind mich wiedersehn!
O laß mich ihn sehn, mit dem Kreuz geschmückt,
Mit hellem Lächeln, siegbeglückt,
Inmitten der tapfern Kriegerschar,
Mit dem Stolz der Mutter, - die Helden gebar!
Berlin - Luise von Wittich ()
Deutsche Verzweiflung
In Angst und bürgerlichem Leben
Wurde nie eine Kette gesprengt.
Hier muß man schon mehr geben,
Die Freiheit wird nicht geschenkt.
Es sind die glücklichen Sklaven
Der Freiheit größter Feind,
Drum sollt Ihr Unglück haben
Und spüren jedes Leid.
Nicht Mord, nicht Brand, nicht Kerker,
Nicht Standrecht obendrein;
Es muß noch kommen stärker,
Wenn's soll von Wirkung sein!
Ihr müßt zu Bettlern werden,
müßt hungern allesamt,
Zu Mühen und Beschwerden
Verflucht sein und verdammt.
Euch muß das bißchen Leben
So gründlich sein verhaßt,
Daß Ihr es fort wollt geben
Wie eine Qual und Last.
Erst dann vielleicht erwacht noch
In Euch ein bess'rer Geist,
Der Geist, der über Nacht noch
Euch hin zur Freiheit reißt!
1848 - Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798- 1874)
Deutschlands Fahnenlied
Gesang fürs Heer
Es zieht eine Fahne vor uns her,
herrliche Fahne.
Es geht ein Glanz von Gewehr zu Gewehr,
Glanz um die Fahne.
Es schwebt ein Adler auf ihr voll Ruh,
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Der rauschte schon unsern Vätern zu:
Hütet die Fahne!
Der Adler, der ist unsre Zuversicht;
Fliege, du Fahne!
Er trägt eine Krone von Herrgottslicht;
Fliege, du Fahne!
Lieb Vaterland, Mutterland, Kinderland,
Wir schwören's dem Kaiser in die Hand:
Hoch, hoch die Fahne!
Des Kaisers Hand hält den Ehrenschild
Unter der Fahne.
Seine Kraft ist deiner Kraft Ebenbild,
Volk um die Fahne.
Ihr Müller, Schmidt, Maier, du ganzes Heer,
Jetzt sind wir allzumal Helden wie er
Durch unsre Fahne!
O hört, sie rauscht: lieber Tod als Schmach,
Hütet die Fahne!
Unsre Frauen und Mädchen winken uns nach,
Herrliche Fahne!
Sie winken, die Augen voll Adlerglanz,
Ihr Herz kämpft mit um den blutigen Kranz:
Hoch, hoch die Fahne,
ewig hoch! -
August 1914 - Richard Dehmel (1863 - 1920)
Die Geschichte von Lüttich
Unsre Kerrels, die wollten in Frankreich hinein,
In einem Ritt nach Paris vom Rhein.
Da lag das Lüttich mitten im Weg;
Nicht links, nicht rechts Pfad oder Steg.
Da sprach der General Emmich:
"Gottsakerment, das nemm ich."
Gotts Dunner, wie will er das nehmen ein,
Wo so viel Forts und Kanonen sein?
Da sagte der: "Wir rennen ein Loch,
Paßt auf, ihr Kerls, und nehmen es doch.
Daß die uns hindern würmt mich,
Aber paßt auf, das stürmt sich."
Herr General Emmich, ich sag's mit Gunst,
Ein Ding ist's gegen die Regel und Kunst;
Man muß da erst lange vor liegen
Und das Lüttich geduldig bekriegen.
Doch der: "Das sind eitel Dünste,
Die regelrechten Künste."
Und die Kerrels stürmten und rannten ein Loch
Und kriegten's trotz Forts und Kanonen doch,
Und sind auf dem Weg ins Frankreich hinein
In einem Ritt nach Paris vom Rhein.
Wie sagt der General Emmich?:
"Gottsakerment, das nemm ich."
09. August 1914 - Friedrich Hussong (1878 - 1943)
Die Heimat
Ich laß von meiner Heimat nicht,
Was man auch sagen wollt‘,
Sie hebt von allen Landen sich
Heraus wie echtes Gold.
Laß blüh’n das Glück auch anderwärts
In reich’rer Farbenpracht,
Ich weiß, wie in der Heimat mir
Die Sonne nirgends lacht.
Ich laß von meiner Heimat nicht,
Sie birgt das Elternhaus.
Vor diesem stillen Heiligtum
Zieh‘ ich die Schuhe aus.
Da ist ein jeder Ort geweiht,
Nichts Heil’gres giebt’s wie das,
Da wird auch ohne Priesterwort
Mein Aug‘ von selber naß.
Ich laß von meiner Heimat nicht,
Was kommen will und mag,
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Und bräche jählings auch herein
Heut schon der jüngste Tag.
Ich weiß, es wird die ganze Welt
Zu Staub und Rauch verwehn,
Nur mein geliebtes Deutschland wird
Als Stern gen Himmel gehn.
Johanna Ambrosius (1854 - 1939)
Die volldringende Stunde
Die ganze Welt hält den Atem an:
Auf den Völkern liegt's wie Gewitterbann,
An den Grenzen zuckt's wie verdunkelte Glut,
Von den Waffen rieselt es nachts wie Blut.
Und draußen glänzt doch der Garben Meer
Im Sonnenfeuer,
Und wogt so reif und schwer
Um Hof und Scheuer,
Und schwillt zu den Händen, die da gesät,
Deren keine weiß, ob sie morgen mäht!
An den Wiegen raunt banger der Mütter Lied:
"Wer Ist's, der einst unsre Knaben erzieht?"
Schon rauscht jenes ándere Lied im Wind,
Das mit Sterben beginnt
Und mit Sterben zu Ende geht.
Drinnen jetzt schon verweht
Wie flüchtige Spreu und wie nichtiger Rauch
Jeder Ton, de dem einzelnen schallt:
Wir sind nicht mehr Baum und Strauch,
Wir sind nur noch Wald!
Wir sind nur noch Volk, wir sind nur noch Welt,
Und Schicksal ist nur, was uns alle druchgellt! ---
Die Stunde schweigt, und die Waage schwebt!
Sagt niemand, welche Schale sich hebt!
Doch ob nun erlischt oder zündet der Funken:
Einen Augenblick lang war das Kleine doch klein!
Einen Augenblick lang waren alle entsunken
Dem Mir und dem Mein
Und des Alltags kläglichem Drang -
Einen Augenblick lang
haben alle getrunken
Von dem Stahlquell, der das Heldentum schaftt
Und die Seelen reinigt durcvh Grauen zur Kraft!
31. Juli 1914 - Gertrud Freiin von le Fort (1876 - 1971)
Es ist genug!
Durch Ströme Bluts sind wir emporgetragen,
Uns strich der Krieg sein wildes Saitenspiel,
Zur Reichskarosse wuchs der Krümperwagen,
Und schlachtendampfend standen wir am Ziel.
O Friedensrast, wie lernten wir dein Glück
Mit heißem Herzen seliglich empfangen!
Du trugst uns vorwärts, selten nur zurück.
Wie sind uns tausend Saaten aufgegangen!
Und tausend neue schimmerten gleich Ähren.
Wie wuchsen wir! Wie wies uns jeder Tag
Zu neuen Sternen und zu neuen Meeren,
Und neue Herzen schlugen neuen Schlag.
Aus der Erkenntnis Schächten, glutgehämmert,
Stieg unser Silberadler als Pilot,
Aus Macht und Mitleid, Kunst und Leben dämmert
Uns neuer Wille, neues Morgenrot.
Es schien der Tag, wo Donner wir und Lerche,
Wo Eiche wir und Linde, beides sind,
Wo Leib und Geist bei höchster Kraft und Stärke
Doch feinster Schwingung leiser Nerv durchrinnt,
Wo Lasten goldnen Korns die Scheuer drücken
Und doch die deutsche blaue Blume sprießt,
Wo bei des Ganzen Glücke voll Entzücken
Der einzelne in sich Erfülltes grüßt.
Und solchen Gartens bunte Pracht verlassen
Mag nur, wer's muß. Wem man den Weg verstellt.
Wem Übermut die letzten frohen Gassen
Den stillen, stolzen Freudetrunk vergällt.
Dann reißt dem Engel seines Edengartens
Er zornverschönt den Flamberg aus dem Arm,
Und, satt des ew'gen Immerwiederwartens,
Bläst er Alarm!
Adolf Petrenz (1873 - 1915)
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Es geht ein Weg ...
Es geht ein Weg vom Ärmelmeer,
Das dumpf an Englands Küste nagt,
Vom Meer durch Belgiens Boden quer,
Durch Frankreichs Fluren, sturmzerjagd,
Und wandert durch den deutschen Dom
Und rastet nicht in Rußlands Schnee
Und zwingt sich durch den Donaustrom
Und grüßt Kleinasiens blaue See.
Es geht ein Weg von Meer zu Meer -
Kein Markstein zeigt den weiten Pfad;
Ein Hügel oft, ein Garbkreuz schwer,
Ein Schild: Schlaf wohl, mein Kamerad.
Er ward gebaut aus Mark und Bein
Und ward geschweißt mit deutschem Blut,
Er zeugt in langen Gräberreihn
Von todestrotz'gem Heldenmut.
Klagt nicht, die ihr die Straße geht!
Klagt nicht, die ihr die Söhne sucht!
Einst wandelt sich zum Dankgebet
Der Ton, der jetzt dem Tage flucht.
Einst, wenn der Feind zerbrochen liegt,
Wenn frei das Meer und Land und Luft,
Ein Ahnen eure Seelen wiegt:
Wir danken's denen in der Gruft.
Dann liegt der Weg aus blut'gem Kitt,
Der Meere bindet, völkerfremd,
Für Deutschlands raschen Wanderschritt
In Blütenwogen ungehemmt,
Und jede Blüte Früchte senkt
In eure Hand als Unterpfand,
Und Leben, Leben, Leben schenkt
Der Totenweg dem Vaterland. -
Vom Ärmelmeer zum Mittelmeer
Geht deutsch ein Weg durch Gräbersaum;
Heut ziehn wir ihn mit Schwert und Speer
Und morgen wie im Frühlingstraum,
Und jedes Grab ein Blumenbeet.
Und jeder Schmerz ein Jubelschrei,
Und schimmernd auf den Kreuzen steht:
Der Weg ist frei! Der Weg ist frei!
01. Dezember 1915 -
Rudolf Herzog (1869 - 1943)
Frei
Ich trag‘ ein Glück, ein hohes Glück
In meiner Brust, der kranken,
Ich bebe nie davor zurück,
Daß frei sind die Gedanken.
Sie flattern gleich den Vögelein
Hin durch die Weltenräume,
Und tragen auf den Flügeln fein
Die süßesten der Träume.
Sie spotten Riegel, Kett‘ und Thor
Und allen Geißelhieben,
Mein lustiger Gedankenchor
Kann, was er will, doch lieben.
Und geht mein Fuß auch lebenslang
Der Armut nackte Gasse,
Mein lustiger Gedankengang
Zieht höchster Schönheit Straße.
Johanna Ambrosius (1854 - 1939)
Kampf und Frieden
Ein viertelhundert Jahre Kampf
Ohn‘ Säbelhieb, ohn‘ Pulverdampf,
Ohn‘ Sieg und ohne Kriegsgeschrei,
Kein Johanniter war dabei;
Und Schlachten gab es doch so heiß,
Davon die Welt nicht eine weiß,
Wie groß gewesen oft die Not -
Das weiß nur Gott.
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Zerrissen bis zur Seele Grund,
An Händ‘ und Füßen todeswund,
Zerstampft von harter Füße Tritt;
Wie ich geduldet, wie ich litt,
Wie ich geächzt, geweint, gestöhnt,
Wenn mich der böse Feind verhöhnt!
Wie bitter traf solch herber Spott,
Das weiß nur Gott.
Der Abend naht, die Luft weht kühl.
Und schwächer wird des Kampf’s Gewühl;
Zuweilen nur ein Seufzen quillt
Vom blassen Mund - das Blut gestillt -
Dahin sinkt alles bitt’re Weh,
Ein Stern grüßt sanft aus lichter Höh;
Der Frieden kommt - nun keine Not -
Von meinem Gott.
Johanna Ambrosius (1854 - 1939)
Kriegstelegramm
(Seeschlacht bei Tsuschima)
Ein Telegramm ist ausgehängt:
"Die baltische Flotte ist zersprengt.
Sechstausend Russen sind untergegangen.
Dazu ihr Admiral gefangen."
Und zwischen den Köpfen, dicht an dicht,
Seh' ich ein klein mongolisch Gesicht,
Aus grünlich-gelbem Holz gechnitzt,
So unbewegt, nur das Auge blitzt,
Wie es da an der Depesche hängt:
"Die baltische Flotte ist zersprengt.
Sechstausend Russen sind untergegangen.
Dazu ihr Admiral gefangen."
Dann wendet er ruhig sich zum Gehen,
Als wäre weiter nichts geschehen.
Nur einmal noch sein Auge schießt
über die Menge, die die Dpesche liest,
Über den Platz und die Straßen hin -
Hunger blitzt es und Raubtiersinn.
Und mitten in dem Menschenschwarm
Zwei deutsche Matrosen Arm in Arm,
Zwei Jungens von der Waterkant,
Auf Urlaub an Land.
Und plötzlich sagt der eine Mann:
"Junge, Junge, nun kommen wir dran.
Hast du das gelbe Biest gesehn?
Wie dem die Augen spazieren gehen?
Da kommt so'n Kerl dir rin ins Haus
Und guckt dir alle Ecken aus
Und fragt: Wohnt nicht Herr Müller hier?
Und abends bricht er ein bei dir.
Junge, Junge, die Sache ist flau
Mit dem verdammten Kiautschau."
Der andere spuckt erst vor sich hin:
"Wenn schon, denn schon. Laß man sin!
Wenn der Düwel die Mühle dreht,
Mühle und Müller zum Düwel geht.
Aber Junge, das sag' ich dir:
So 'ne Depesche hängt dann nich hier.
Von wegen Admiral gefangen!
Dann heißt's:
Die Flotte ist untergegangen
Mit Mann und Maus und Offiziere
Und mit Hurra! Das sag ich dir!"
Sommer 1905 -
Otto Anthes (1867 - 1954)
Laßt mich mit!
Laßt mich zum Heer, zum deutschen Freiheitsheer,
Laßt in den zweiten Freiheitskampf mich mit!
Laßt für das Vaterland mich sterben auf dem Meer.
Laßt sterben mich im Feld im gleichen Schritt!
Nur laßt mich mit!
Laßt mich nach Frankreich an den gall'schen Hahn,
Ich will dem Frechling mit Gewalt ans Blut,
Gebt mir ein Schwert und zeiget mir die Bahn,
Es gilt das Vaterland, des Deutschen höchstes Gut,
Ach laßt mich mit!
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Wenn England geht mit Rußland Hand in Hand,
Mein Vaterland zu Boden schmettern will,
Dann laßt auch mich mit in des Feindes Land,
Ich muß ins Feld und halte nicht mehr still!
Ach laßt mich mit!
Ach laßt mich fechten für mein deutsches Reich,
Und wenn ich sterben muß im blut'gen Feld,
So laßt mich fallen denn, mir ist es gleich,
Wenn nur mein liebes Vaterland nicht fällt!
Ach laßt mich mit!
06. August 1914 - Otto Wolf ()
Mein Heimatland
Sie sagen all‘, du bist nicht schön,
Mein trautes Heimatland,
Du trägst nicht stolze Bergeshöh’n,
Nicht rebengrün Gewand;
In deinen Lüften rauscht kein Aar,
Es grüßt kein Palmenbaum,
Doch glänzt der Vorzeit Thräne klar *)
An deiner Küste Saum.
Und giebst dem König auch kein Erz,
Nicht Purpur, Diamant,
Klopft in dir doch das treu'ste Herz
Für’s heil’ge Vaterland.
Zum Kampfe lieferst du das Roß,
Wohl Tonnen Goldes wert,
Und Männer, stark zum Schlachtentroß,
Die kräft’ge Faust zum Schwert.
Und wenn ich träumend dann durchgeh‘
Die düst’re Tannennacht,
Und hoch die mächt’gen Eichen seh‘
In königlicher Pracht,
Wenn rings erschallt am Memelstrand
Der Nachtigallen Lied,
Und ob dem fernen Dünensand
Die weiße Möwe zieht:
Dann überkommt mich stolze Lust,
Daß ich’s nicht sagen kann,
Ich sing ein Lied aus voller Brust
Schlag froh die Saiten an.
Und trägst du auch nur schlicht Gewand
Und keine stolzen Höh’n,
Ostpreußen, hoch! mein Heimatland,
Wie bist du wunderschön!
*) Der Bernstein
Johanna Ambrosius (1854 - 1939)
Mobil gemacht!
Nun funkeln die neuen Geschirre im Stall -
Wie lang hat´s danach uns gelüstet!
Dumpf rasselt´s im Hof von Kanonenmetall,
Ringsum wird gerüstet, gerüstet!
Feldgraue Röcke, feldgrau Geschütz,
Stahlschilde, Mutters Gebete -
Ein guter Mut ist das beste nütz,
Und das Herz, und das Herz hat die Tete.
Die Faust ist so fest wie bei Vater und Ahn
Und harrt nur der Säbel vom Schmiede,
Die liegen schon blitzend zuhauf auf dem Plan;
So stumpf, ach so stumpf war der Friede!
Lebt wohl zu Hause! Nicht viel geweint! -
Geräumt sind Stuben und Spinde.
Manöverkartuschen - markierter Feind -
Das lachen wir heut in die Winde!
Kanonen, Haubitzen, Granaten, Schrapnell -
Da hilft kein Winden, kein Drehen,
Das klingt so glatt und das jauchzt so hell;
Wo mag der Feind wohl stehen?
Noch einmal rasseln die Batterien
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Morgen blitzblank durch die Gassen.
In nächster Woche bekommen wir "ihn"
Vielleicht schon blutig zu fassen.
Die Zeit ist geschmiedet, es pfeift und es gellt,
Wir wittern Kosaken, Tartaren -
Und warten gelassen, als Männer von Welt,
Auf den Sturm der bunten Barbaren.
Es funkeln die neuen Geschirre im Stahl
Haarscharf sind die Säbel geschliffen -
Heiho! Bald wird aus hartem Metall
Das jüngste Kriegslied gespfiffen!
01. August 1914 - Hans Gerd Haase (), Einjährig-Freiwilliger im 2. westpreußischen Feldartillerie-
Regiment Nr. 36
"O mein Vaterland!"
O mein Vaterland, heiliges Heimatland,
Wie erbleichtest du mit einem Mal?
Banger Atem ging durch Feld und Tal
Bleiern wuchs ringsum der Wolken Wand.
O mein Vaterland, heiliges Heimatland,
Wer denn rief das Wetter dir herein,
Daß des fahlen Hasses gelber Schein
Dich umzucket, wie ein Weltenbrand?
"Das tat meine Ehr', die untadlig war,
Tat mein unbeflecktes Friedenskleid,
Tat, die mich gebar, die große Zeit,
And die große Zeit, die ich gebar!"
Ist es so bestellt, fürcht' ich keine Welt!
Weh ihr, wenn dein Herz uns nicht mehr schlägt.
Deine heilige Seele uns nicht trägt,
Und dein Strahlenblick uns nicht erhellt.
Doch, mein Vakerland, heiliges Heimatland,
Welche Prüfung mußt du nun bestehn!
"Kind, sie muß geschehn, muß vorübergehn,
Nimm du nur die Sichel in die Hand!
Denn du mußt ein Gras mähn mit fester Faust;
Mußt es furchtlos mähn in Wetternacht,
Mähn, ob Blitz und Donner um dich kracht,
Blutiger Eisenhagel dich umsaust.
Und es ist ein Gras, das von Blute träuft!
Kein Erbarmen kann dir sein erlaubt.
Zischend sinkt vom Halme Haupt um Haupt,
nd zu Leichenbergen wird's gehäuft.
Unermüdlich mußt du stehn und mähn,
Schnitter, dich entbindet nur der Tod:
Erst nach einem blutigen Morgenrot
Darfst du neue Körner in mich sä'n.
Wenn dein Arm erlahmt, wenn dein Herz erbebt,
Tilgt mich Gott von dieser Erde aus,
Schutt und Asche wird dein Elternhaus,
Und der deutsche Name hat gelebt."
O mein Vaterland, heiliges Heimatland,
Was du sagst, ich will es gerne tun:
Mähen will ich, mähen, und nicht ruhn! -
Eh' ich nicht die letzte Garbe band.
Und der Tod mich löst aus meiner Pflicht,
Bin ich mit dem letzten Hauche dein.
Deine Ernte soll geborgen sein,
Schwör ich dir vor Gottes Angesicht!
Und wie ich, dein Kind, sind sie all gesinnt,
Die dein heißgeliebter Boden groß gesäugt,
Sei gewiß, daß sie kein Wetter beugt,
Weil sie eines, deines Blutes sind.
Und dann harrt ein Tag, sonnenstark und frei,
Wo dein Himmel sich uns wieder klärt,
Deinen Söhnen neu und treu bewährt.
Komme, komme, deutscher Völkermai!
August 1914 - Gerhart Hauptmann (1862 - 1946)
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Ostmarkenlied
Du heil'ger deutscher Osten!
Liegst offen wie das deutsche Herz.
Doch deines Grenzwalls starke Pfosten
Sind unsre Leiber hell in Erz.
Was deine tausend Seen spiegeln,
Ist deutschen Volkes lichte Wehr.
Es strahlt von deinen frommen Hügeln
Der laute Schwertglanz weit umher.
Du heil'ger deutscher Osten!
Bist weit und hell wie deutscher Geist.
Die blanke Wehre soll nicht rosten,
Die wir zu deinem Schutz geschweißt.
Was deine tausend Mühlen mahlen,
Ist deutsches Brot, stark, breit und gut,
Wer's holen will, der soll es zahlen,
Und wer uns feind ist, zahlt mit Blut!
Du heil'ger deutscher Osten!
Bist stark wie deutscher Männer Mut.
Kein Feind soll deine Gaben kosten,
Du bist gedünkt mit deutschem Blut.
Was deine Felderbreiten reifen,
Ist deutsches Korn für deutsches Land.
Wer will in Halm und Ähre greifen,
Mit frevler Gier - der läßt die Hand.
Du heil'ger deutscher Osten!
Und stände alle Welt in Brand,
Wir stehen fest. Wachtfeuer glosten
Und lodern weit in Feindesland.
Heraus, was deutsch der Herr erschaffen!
Die Ostmark ruft! Reiht euch ins Glied
Und braust mit Mund und Herz und Waffen
Das wilde, heil'ge deutsche Lied!
29. August 1914 - Walter Flex (1887 - 1917)
Schwert aus der Scheide!
In der Halle des Hauses, da hängt ein Schwert,
Schwert in der Scheide.
In seinem Blitzen vergeht die Erd.
Wir hüten's und beten Tag und Nacht,
Daß es nicht klirrend von selbst erwacht.
Denn uns ist geschrieben ein heilig Gebot:
Ihr sollt es nur brauchen in letzter Not,
Schwert in der Scheide.
Wir sind geduldig, wie Starke sind,
Schwert in der Scheide.
Wir achten's nicht, was der Neid uns spinnt.
Sie haben uns manchen Tort getan.
Wir litten's und hielten den Atem an.
Die Sonne glüht auf der Ernte Gold,
Friede, wie bist du so hold, so hold!
Schwert in der Scheide.
Doch der Neid mißgönnt uns den Platz am Licht,
Schwert in der Scheide.
Feinde umzieh'n uns wie Wolken dicht,
Zehn gegen Einen in Waffenschein.
Wer bleibt uns treu? Unser Gott allein!
Die Erde zuckt, und der Himmel flammt,
Schwert, nun tu dein heiliges Amt,
Schwert aus der Scheide!
1916 - Isolde Kurz (1853 - 1944)
Soldaten-Abschied
Laß mich gehn, Mutter, laß mich gehn!
All das Weinen kann uns nichts mehr nützen;
Denn wir gehn, das Vaterland zu schützen.
Laß mich gehn, Mutter, laß mich gehn!
Deinen letzten Gruß will ich vom Mund dir küssen:
Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!
Wir sind frei, Vater, wir sind frei!
Tief im Herzen brennt das heiße Leben;
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Frei wären wir nicht, könnten wir's nicht geben.
Wir sind frei, Vater, wir sind frei!
Selber riefst du einst in Kugelgüssen:
Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!
Liebste, tröste dich; Liebste, tröste dich!
Jetzt will ich mich zu den anderen reihen;
Du sollst keinen feigen Knecht dir freien!
Liebste, tröste dich!
Wie zum ersten Male wollen wir uns küssen;
Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!
Nun lebt wohl, ihr Menschen, lebet wohl!
Und wenn wir für euch und unsre Zukunft fallen,
Soll als letzter Gruß zu euch hinüberschallen:
Nun lebt wohl, ihr Menschen, lebet wohl!
Ein freier Deutscher kennt kein Kaltes Müssen:
Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!
1914 - Heinrich Lersch (1889 - 1936)
"The Germans to the front!"
Du mit dem Kainsmal, britann'sche Brut,
Aus Neid Verräter am german'schen Blut,
Horch' auf das Rauschen unsrer deutschen Fahnen!
Horch' auf! Es soll zu blut'gem Schimpf dich mahnen,
Du kennst - das Rauschen deutschen Fahnentuchs.
Schlag' auf die Seiten deines Schicksalsbuchs
Und lies das Wort, mit dem vor Chinas Toren
Einst unsre Fahnen du in Not beschworen!
Es war der Tag, wo Brite und Franzos'
Und Russe bangten in des Todes Schoß.
In letzter Not, als keiner helfen konnt',
Da schriest du auf: "Die Deutschen vor die Front!"
Da ging ein Recken durch die müde Schlacht.
Die Deutschen vor! Es brach des Feindes Macht.
Da ward in aller weißen Völker Zungen
Den blonden deutschen Helden Dank gesungen …
Heut brauchen wir im Kampf den letzten Mann,
Da fallt ihr uns mit gelben Hunden an!
Der Deutsche liegt im Kampf um Herd und Hufen,
Ihr habt's gewagt, uns vor die Front zu rufen.
Heut war's kein Notruf, es war Mordgeschrei.
Seid für, seid gegen uns - 's ist einerlei!
Du Kain, England, horch' auf unsre Fahnen!
Klingt dir ihr Rauschen nicht wie Todesahnen?
Horch' auf, mein Volk, Britannias Schlachtruf gellt!
Auf, auf, ihr Deutschen, vor die Front der Welt!
Oktober 1914 - Walter Flex (1887 - 1917)
"Unhöfliche Frage"
Jedes Mal, wenn ich durch Nürnberg fahr',
Und das kommt gar nicht selten vor,
Klingt mir nunmehr im zwanzigsten Jahr
Das Wort "death by hanging" im Ohr.
Denn bei Kriegsschluß, Sie erinnern sich doch,
Da schuf man dort jenes Gericht,
Und klagte an, was greifbar noch
Von des Gegners Führungsschicht.
Man schuf auch ein neues Völkerrecht
In ziemlicher Eile und Hast.
Denn das alte hätte nun mal schlecht
Zum Vorgehen der Sieger gepaßt.
Ein Angriffskrieg, so gab man kund,
Sei das größte Verbrechen der Zeit.
Das gelte für alle Zukunft und
Für die jüngste Vergangenheit.
Man machte erst langsam, dann kurzen Prozeß,
Wie gesagt, zwanzig Jahre ist's her,
Und es gab an Kriegen unterdes
Etwa vierzig, wahrscheinlich noch mehr.
Also müssen da auch vierzig Angreifer sein,
Sagt sich jeder mit etwas Gespür.
Und so woll'n Sie mir bitte verzeih'n,
Wenn ich einige davon zitier.
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Frankreich, England, Sowjetuinion,
China, Israel, USA,
Indien, gleich zweimal schon,
Fast jeder Staat in Afrika.
Indonesien, Korea, Vietnam,
Zypern, Irak - kurz und klein,
Es kommt da ein Ergebnis zusamm',
Ein ganz schöner Vebrecherverein.
Und jene nun, die unbeschwert
Diese Kriege in Szene gesetzt,
Sind heute im Amt noch, hochgeehrt,
hochgeachtet und hochgeschätzt.
So stellt sich zum Schluß die Frage als Kern,
Wann nimmt das Recht seinen Lauf?
Wann hängt man endlich auch diese Herr'n,
Gemäß Nürnberger Urteil auf!
ca. 1967 - Gerd Knabe (1923-)
Wächterlied im Osten
Eisgrauer See,
Mondheller Schnee,
Wie lang noch muß ich Schreiten,
Das kalte Schwert zur Seiten?
Wie lang währt Mord und Streiten?
Weh, Russenerde, weh!
Schneekühle Nacht,
Schweigsame Wacht!
Es knarrt der Frost im Eise,
Der Sturm singt harsche Weise,
Der Friede, den ich preise,
Der ist in Bann und Acht!
Brandhelle loht -
Mord, Haß und Tod,
Sie recken ob der Erde
Zu grauser Schwurgebärde,
Das niemals Friede werde,
Schwurhände blutigrot!
Was Frost und Leid -!
Mich brennt ein Eid.
Der glüht wie Feuers Brände
Durch Schwert und Herz und Hände.
Es ende drum, wie's ende -
Deutschland, ich bin bereit!
Walter Flex (1887 - 1917)
Wir oder ihr!
Verderber ihr an Leib und Seelen
Fluch flammt euch vor, Hohn fliegt euch nach;
Lug und Verrat von euren Schilden schwelen,
Und eure Fahnen bläht die Schmach.
Wir oder ihr! Wer ist verloren?
Seid auf der Hut,
Wenn aus den aufgesprengten deutschen Toren
bricht angestaute Wut!
Zerschellt eu'r Sturm von Mann und Rossen
An uns'rer Wehr.
Wir wollen keine Bundsgenossen
Als eure Schmach und uns're Ehr.
Berlin, den 30. Juli 1914 - Friedrich Hussong (1878 - 1943)
Wir sind auf dem Weg!
Es rollen die Züge durch Nacht und Tag,
Und die Jungen, die Jungen marschieren.
Es klappert der Rosse eiserner Schlag
Über Stock, über Stein, über Acker und Hag
Unter Mannschaft und Offizieren.
Und alle singen und summen das Lied,
Wie der Trupp durch den Wald, durch die Felder zieht:
Wir sind auf dem Weg, und der Weg ist weit,
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Wir haben zum Ruhen, zum Warten nicht Zeit.
Sagt der Jan zum Hinrich und spuckt in den Dreck -
Und die Jungen, die Jungen marschieren -:
"Sankt Pauli - Paris ist 'ne bannige Streck',
Aber haben wir'n erst, den nüdlichen Fleck,
Dann woll'n wir uns veramisieren!"
Und weiter klappert der eiserne Tritt
Den Takt zu dem Liede der Tapferen mit:
Wir sind auf dem Weg, und der Weg ist weit,
Wir haben zum Ruhen, zum Warten nicht Zeit.
Es schmunzelt der Hauptmann und lacht zurück -
Und die Jungen, die Jungen marschieren -:
"Ihr Leute, wir sparen ein mächtiges Stück
Und fassen beim Zipfel viel rascher das Glück,
Wenn wir durch Belgien marschieren!
Zwar gibt es da Lüttich und gibt es Namur,
Doch haben wir unsere Kanonen dafür -
Und sind auf dem Weg, und der Weg ist weit,
Und haben zum Ruhen, zum Warten nicht Zeit".
Doch Lüttich, die Feste, wollt hemmen den Hauf'
Der Jungen, die fröhlich marschieren,
Wollt' halten des Kaisers Soldaten auf,
Verhalten der Rosse hinjagenden Lauf
Unter Mannschaft und Offizieren.
Da sagte Held Emmich mit ernstem Gesicht:
"Die Herren in Lüttich wissen's wohl nicht -
Wir sind auf dem Weg, und der Weg ist weit,
Wir haben zum Ruhen, zum Warten nicht Zeit!"
Und die Lütticher Herren wissen es nun,
Und die Jungen, die Jungen marschieren,
Sie hatten nicht Zeit zum Warten und Ruhn,
Sie haben noch andere Taten zu tun,
Eh' sie in Paris sich quartieren!
Und im Marschschritt dröhnet wieder das Lied:
Wie die siegreiche Fahne weiterzieht:
Wir sind auf dem Weg, und der Weg ist weit,
Wir haben zum Ruhen, zum Warten nicht Zeit!
08. August 1914 - Karl Rosner (1873 - 1951)
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