Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Inland
Deutsches Reich
Stettin - Kaisermanöver nach Ruhetag weitergeführt
Bei
und
um
Stettin
wurden
das
im
August
1900
begonnene
Kaisermanöver
nach dem gestrigen Ruhetag weitergeführt.
Was
bisher
bei
diesem
Kaisermanöver
geschah
und
bis
12.
Septem
-
ber
1900
weiter
geschehen
wird,
berichtete
die
“Allgemeine
Schweizerische
Militärzeitung”:
“An
sämtlichen
Manövern
nahmen
teil:
das
Gardekorps
(Berlin),
II.
Armeekorps
(Provinz
Pommern),
Teile
des
III.
Branden
-
burgischen
und
des
XVII.
westpreußischen
Armeekorps,
ferner
zwei
Kavallerie-Divisio
-
nen.
Die
beiden
Parteien
waren,
wie
dies
seit
vorigem
Jahre
eingeführt
ist,
mit
“Rot”
und
“Blau”
bezeichnet.
“Rot”
war
das
ver
-
stärkte
II.
Armeekorps
unter
Führung
des
Generals
der
Kavallerie
von
Langenbeck.
“Blau”
das
ebenfalls
verstärkte
Gardekorps
unter
Führung
des
Generals
der
Infanterie
von
Bock.
“Rot”
zählte
43
Bataillone
Infante
-
rie,
40
Schwadronen,
44
Feldbatterien,
7
Kompagnien
technische
Truppen,
sowie
2
Brückentrains.
“Blau”
hingegen:
40,5
Batail
-
lone
Infanterie,
40
Schwadronen,
37
Feldbatterien,
6
Kompagnien
technische Truppen und 3 Feldbrückentrains. ...
Die
Grundidee
für
die
diesjährigen
Kaisermanöver
wurde
seitens
der
Manöver-Oberleitung wie folgt festgesetzt:
a)
Allgemeine
Kriegslage:
Die
blauen
Heere
befinden
sich
fern
von
den
Reichsgrenzen,
ein
rotes
Armeekorps
ist
mit
zahlreicher
Kavallerie
am
26. August an der Pommerschen Küste bei Rügenwaldermünde gelandet.
b)
Besondere
Kriegslage:
Blau:
Bei
Berlin
wird
das
Gardekorps
-
drei
Infanterie-
und
eine
Kavallerie-Division
-
bis
zum
02.
September
mit
dem
Auftrage
zusammengezogen,
den
gelandeten
Feind
zurückzuwerfen.
Nach
den
eingegangenen
Nachrichten
war
dieser
am
01.
September
mit
Infante
-
rie
und
Artillerie
bei
Labes
erschienen,
Kavallerie
hatte
sich
hingegen
schon
bei
Alt-Damm
und
Stargard
gezeigt.
Die
über
Kiel
herbeigeeilte
blaue
Flotte
war
von
der
roten
am
31.
August
bei
Arcona
auf
Rügen
geschlagen
worden,
Swinemünde,
Spandau
und
Küstrin
sind
armiert
und
von
blauen
Truppen
besetzt.
Rot
-
das
gelandete
II.
Armeekorps
-
vier
Infanterie-
und
eine
Kavallerie-Division,
soll
möglichst
schnell
auf
Berlin
vorgehen.
Am
02.
Sep
-
tember
haben
erreicht:
Die
Kavallerie-Division
A
nebst
Jägerbataillon
Nr.
3
die
Gegend
von
Pyritz-Bahn,
das
Kavallerie-Regiment
der
42.
Infanterie-
Division
den
Welse-Abschnitt
auf
dem
linken
Oder-Ufer,
diese
Division
selbst
die
Gegend
zwischen
Stargard-Freienwalde
in
Pommern,
die
3.,
4.
und
41.
Infanterie-Division
die
Linie
Resekow-Labes.
Rügenwaldermünde
ist
besetzt
geblieben,
weitere
Truppenlandungen
werden
dort
erwartet.
Die
rote
Flotte
war
nach
geglückter
Ausschiffung
der
Truppen
der
von
Kiel
her
-
kommenden
blauen
entgegengefahren,
hatte
sie
am
31.
August
bei
Arcona
geschlagen
und
beabsichtigte
sich
gegen
Swinemünde
zu
wenden.
In
der
bestimmten
Erwartung
eines
baldigen
Erfolges
der
Flotte
gegen
diesen
Platz,
welcher
es
ermöglichen
würde,
die
rückwärtigen
Verbindungen
dort
-
hin
zu
verlegen,
setzt
das
II.
Armeekorps
den
Marsch
gegen
Stettin
fort,
um
von
dort
auf
dem
linken
Oderufer
gegen
Berlin
vorzugehen.
Die
Deckung
und
Aufklärung
auf
dem
rechten
Oderufer
soll
die
Kavallerie-Division
A
übernehmen,
die
ihr
unterstellte
42.
Infanterie-Division
folgt
über
Pyritz.
Eine
Berührung
mit
dem
Feinde
ist
bisher
nicht
eingetreten.
Aus
verschie
-
denen
Quellen
herrührende
Nachrichten
besagen
aber,
daß
bei
Berlin
ein
starkes
Korps
zusammengezogen
wird
und
daß
Spandau
und
Küstrin
besetzt
und
armiert
sind.
Rot
beabsichtigte
in
der
Folge
geraden
Weges
auf
Berlin
vorzugehen
und
demgemäß
zwischen
Küstrin
und
Oderberg
die
Oder
zu
überschreiten,
eben
diese
Direktion
beabsichtigte
auch
das
Gardekorps
einzuschlagen.
Auf
genannter
Flußstrecke
steht
zur
Verfügung
nur
eine
für
alle
Waffen
passierbare
Brücke,
die
Eisenbahnbrücke
bei
Zäckerick,
weiter
nordwärts
allerdings
noch
diejenige
bei
Schwedt.
Die
weitere
südwärts
bei
Küstrin
gelegene
befand
sich
zu
weit
außerhalb
der
Marschdirektion,
des
-
halb
kam
sie
nicht
in
Frage.
Da
selbstredend
die
eine
genannte
disponible
Brücke
nicht
genügte,
um
einen
beschleunigten
Übergang
so
großer
Truppenmassen
sicher
zu
ermögli
-
chen,
so
wurden
zwei
Orte,
Güste
-
biese
und
Nieder-Wutzow,
in
denen
sich
fliegende
Fähren
befanden,
als
Kaisermanöver in Stettin im
August 1900. Im Vordergrund:
Kaiser Wilhelm II. (in der Uni-
form der Königsjäger zu
Pferde, Nr. 1) und Erzherzog
Franz Ferdinand. Im Hinter-
grund rechts: Generalfeldmar-
schall Graf Alfred von Schlief-
fen.
Bild: Bundesarchiv Bild 136-B0434 - CC-
BY-SA 3.0.
Inhalt
Inland
Seite 01
Ausland
Seite 06
geeignete
Punkte
für
das
Schlagen
von
Kriegsbrücken
bezeichnet.
An
Material
dazu
standen
die
auf
den
vorhandenen
Wasserläufeu
von
Küstrin
resp.
Spandau
leicht
heranzuschaffenden
Korpsbrückentrains
und
die
Armierungsbrücke
der
Festung
Küstrin
zur
Verfügung.
Zäckerick,
Güste
-
biese
und
Niederwutzow
waren
also
die
drei
Marschrichtungspunkte
des
Gardekorps
geworden,
alle
drei
sollten
durch
die
Infanterie
und
Artillerie
in
drei,
durch
die
Kavallerie
in
zwei
Märschen,
von
Berlin
und
Umgegend
erreicht
werden.
Am
02.
September
hatten
Offiziers-Patrouillen
der
Garde-
Kavallerie-Division
schon
die
Oder
erreicht,
das
Korps
selbst
trat
am
03.
September
seinen
Marsch
an,
und
zwar
da
diesseits
der
Oder
kein
Feind
zu
erwarten
war,
behufs
besserer
Unterbringung
der
Truppen
in
breiter
Front,
linker
Flügel
sich
bis
Liebenwalde,
rechter
sich
bis
Küstrin
ausdeh
-
nend.
Indessen
hatte
die
Kavallerie
beider
Parteien
schon
hier
und
da
Fühlung
genommen,
die
rote
Kavallerie-Division
war
am
02.
September
bis
Bahn
marschiert,
ihre
Patrouillen
bis
an
die
Oder
vortreibend.
Ein
Divisions-
Kavallerie-Regiment
-
Husarenregiment
Nr.
3
-
war
zur
Aufklärung
auf
das
linke
Oderufer
vorgesandt
worden,
seine
Patrouillen
stießen
am
Finow-
Kanal
auf
feindliche
Reiter.
Am
03.
September
rückte
die
rote
Kavallerie-
Division
bis
an
die
Oder
heran,
einen
Teil
der
Übergänge
durch
das
Jägerbataillon
Nr.
3
besetzend.
Das
Gros
der
blauen
Kavallerie-Division
näherte
sich
indessen
ebenfalls
den
Oderübergängen,
das
Kürassier-Regi
-
ment
Nr.
6
mit
Radfahrern
als
linke
Flankendeckung
des
Gardekorps
(blau),
durchbrach
die
Stellungen
des
Husaren-Regiments
Nr.
3
in
der
Nacht
vom
03.
zum
04.
September
und
ging
über
Angermünde
bis
nach
Schwedt
a.
0.
vor.
Die
drei
blauen
Garde-Infanterie-Divisionen
erreichten
am
04.
Septem
-
ber
die
Linie
Alt-Landsberg-Bernau;
der
Vormarsch
derselben
auf
dem
rechten
Flügel
uud
Centrum
war
für
die
roten
Patrouillen
schwer
erkennbar,
da
die
vorgesandte
eigene
Kavallerie
den
Anmarsch
geschickt
verschlei
-
erte,
dahingegen
wurde
der
Anmarsch
des
einen
Flügels
von
blau
durch
das
Husaren-Regiment
Nr.
3
(rot)
eingesehen
und
starke
feindliche
Massen
aller
Waffengattungen
im
Vormarsch
gegen
die
Oder
gemeldet.
Die
rote
Kavallerie-Division
beschloß
deshalb
sehr
richtig,
die
Oder
nicht
zu
über
-
schreiten,
um
nicht
etwa
durch
starke
feindliche
Kräfte
gegen
diesen
Strom
gedrängt
resp.
geworfen
zu
werden,
sie
beschloß
dagegen
die
Oder
zu
hal
-
ten,
den
Feind
am
Überschreiten
derselben
zu
hindern,
und
alle
Bewegun
-
gen
desselben
durch
starke
Patrouillen
beobachten
zu
lassen.
Im
Besitz
der
Übergangsstellen
konnte
die
rote
Kavallerie-Division
sich
leicht
an
jeder
gefährdeten
Stelle
sammeln
zu
energischem
Widerstände.
Der
Führer
der
blauen
Kavallerie-Division
hatte
die
Sachlage
richtig
erfaßt
und
entschloß
sich,
nicht
an
einer
der
vorbezeichneten
Stellen
einen
Übergang
zu
versu
-
chen,
sondern
in
der
Nacht
vom
03.
zum
04.
September
oberhalb
des
Flußes
bei
Kienitz
nahe
Küstrin,
wo
Wald
und
sonstige
Geländeschwierig
-
keiten
den
Einblick
für
Rot
sehr
erschwerten.
Die
Division
wurde
bei
Wriezen
versammelt,
gegen
6
Uhr
30
Min.
nachts
trat
sie
den
Vormarsch
gegen
Kienitz
an,
auf
dem
rechten
Oderufer
gedeckt
durch
ein
gleichzeitig
vorgehen
des
Bataillon
Infanterie
der
Küstriner
Besatzung.
Der
Brücken
-
train
desselben
fuhr,
von
zwei
Kompagnien
Pioniere
begleitet,
stromab
-
wärts,
um
12
Uhr
nachts
vereinigte
sich
Alles
bei
Kienitz,
nachdem
durch
die
blaue
Infanterie
eine
dortige
rote
Schwadron
vertrieben
worden
war.
Der
Brückenbau
wurde
sofort
begonnen.
Um
4
Uhr
vormitt.
passierte
die
ganze
Kavallerie-Division
B1au
die
Brücke
und
ging
ungehindert,
gedeckt
durch
das
sehr
waldige
Gelände
bis
südlich
Bärwalde
vor.
Dort
stieß
dieselbe
auf
Teile
der
Kavallerie-Division
Rot
in
der
Stärke
von
cirka
13
Eskadrons.
Durch
die
fingierte
Meldung
eines
Brückenschlages
bei
Nieder-Wutzow
hatte
Rot
sich
täuschen
lassen,
eine
Brigade
Kavallerie
dorthin
abgesandt,
durch
diese
und
andere
Detachierungen
war
die
Kavallerie-Division
Rot
auf
obige
geringe
Stärke
reduziert
worden.
Die
Folge
davon
war,
daß
sie
durch
die
blaue
Kavallerie
angegriffen,
geschlagen
und
bis
weit
hinter
Bärwalde
verfolgt
wurde.
Ermüdung
setzte
weiterer
Verfolgung
ein
Ziel,
was
erreicht
werden
sollte,
war
erreicht.
Die
Oderübergänge
waren
frei,
die
dritte
Garde-
Infanterie-Division
passierte
dieselben,
besetzte
Nieder-Wutzow
und
trieb
ihre
Kavallerie
bis
gegen
Zehden
vor.
Rot
hatte
jedoch
Zeit
gehabt,
die
feste
Brücke
hei
Zäckerik
so
zu
zerstören,
daß
sie
für
einige
Tage
unbrauchbar
wurde.
Am
05.
September
stand
die
Kavallerie-Division
Rot
hei
Vietznitz-Klenzow
etc.,
cirka
20
Kilometer
entfernt
von
den
am
04.
Sep
-
tember
noch
innegehabten
Oderübergängen,
während
am
erstgenannten
Tage
die
gesamte
Infanterie
und
Artillerie
etc.
von
Blau
das
linke
Oderufer
erreicht
hatten,
einige
Bataillone
der
3.
Garde-Infanterie-Division
setzten
schon
auf
das
rechte
Ufer
über.
Nach
den
starken
Märschen
und
Anstren
-
gungen
der
letzten
Tage
war
am
06.
September
für
Blau
Ruhetag,
in
der
Nacht
vom
06.-07.
September
wurden
durch
die
Pioniere
bei
Güstebiese
und
Nieder
-
Wutzow
Kriegsbrücken
geschlagen
und
am
07.
September
früh
zum
Übergange
der
gesamten
Infanterie
und
Artillerie
von
Blau
benutzt,
gedeckt
durch
ihre
Kavallerie
vollzogen
sich
diese
Übergänge
vom
Feinde
ganz
ungestört.
Die
42.
rote
Infanterie-Division
näherte
sich
inzwi
-
schen
der
Oder
und
stieß
auf
die
zur
Deckung
der
Übergänge
vorgescho
-
bene
3.
blaue
Garde-Infanterie-Brigade,
ehe
diese
eine
ihr
zur
Verteidigung
günstige
Stellung
einnehmen
konnte,
wurde
sie
durch
die
42.
Division
mit
Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Seite
2
starken
Verlusten,
bis
Karlstein
zurückgeworfen.
Dort
wollte
das
blaue
Korps
sich
sammeln,
es
kamen
dabei
durch
Mißverständnisse
bei
der
Befehlsausgabe
starke
Verzögerungen
vor,
schließlich
aber
gelang
es
der
1.
Garde-Infanterie-Brigade,
die
in
der
Richtung
auf
den
Kanonendonner
hin
losmarschiert
war,
die
linke
Flanke
der
roten
Division
derartig
zu
bedro
-
hen,
daß
diese
den
Rückzug
antreten
mußte,
den
sie
gedeckt
durch
ihre
vorzüglich
postierte
Artillerie
ungehindert
durchführen
konnte.
Blau
stand
in
der
Nacht
vom
07.-08.
September
in
und
um
Wrechow,
Zachow,
Wubiser.
Die
rote
Kavallerie-Division
hatte
am
07.
September
die
blaue
Kavallerie-
Division
überraschend
und
erfolgreich
angegriffen
und
zurückgeworfen,
als
erstere
von
dem
Rückzuge
der
42.
Infanterie-Division
hörte,
stellte
sie
die
Verfolgung
ein
und
ging
zurück.
Blau
hatte
die
Fühlung
mit
dem
Feinde
ver
-
loren,
als
es
am
08.
September
früh
in
drei
Kolonnen
den
Vormarsch
antrat.
Auf
dem
Vormarsch
selbst
gegen
Königsberg
in
Pommern
wurde
der
Geg
-
ner
plötzlich
südlich
dieses
Ortes
gemeldet,
die
blaue
Division
entwickelte
sich
stark
umfassend
gegen
den
Feind
vorgehend,
dessen
42.
Infanterie-
Division
wich,
vorzüglich
durch
das
Feuer
seiner
Artillerie
sekundiert,
aus,
und
zog
unbehindert
durch
den
kl.
Kehrberger
Forst
ab.
Bei
Bahn
kam
es
nochmals
zu
einem
Kampfe
zwischen
den
beiderseitigen
Kavallerie-Divisio
-
nen,
der
siegreich
für
Blau
endete,
Bahn
blieb
von
der
42.
Infanterie
und
der
roten
Kavallerie-Division
besetzt,
gegenüber
lag
die
blaue
Kavallerie.
Am
Abend
des
08.
September
standen
drei
Divisionen
von
Rot
südlich
Stet
-
tin
bei
Podejuch,
Hohenzaden
etc.,
während
die
42.
Infanterie-
und
die
rote
Kavallerie-Division
in
und
um
Klein-Zarnow,
Rosenfelde
etc.
Orts-Unterkunft
bezogen
hatten,
die
drei
Infanterie-Divisionen
von
Blau
waren
bei
Thons
-
dorf-Jägersfelde,
die
Kavallerie-Division
südlich
Bahn,
östlich
des
Langensees
einquartiert.
Der
09.
September
war
mit
Rücksicht
auf
Leute
und Pferde zum Ruhetag bestimmt worden.
Am
10.
September
beschlossen
beide
Parteien
zur
Offensive
vorzu
-
gehen.
Das
Gelände,
in
dem
sich
die
nun
folgenden
eigentlichen
Kaiserma
-
növer
abspielen
sollten,
liegt
zwischen
der
Oder
und
dem
großen
bei
Pyritz
gelegenen
Madü
See.
Nördlich
von
diesem
liegt
die
sehr
bergige
Buch
-
beide
und
der
große
Müblenbecker
Forst,
südlich
der
Buchheide
zwischen
Madü-
und
Bangastsee
besteht
das
Gelände
zumeist
aus
sumpfigen,
nur
auf
wenigen
Wegen
passierbaren
Niederungen,
weiter
südlicher
bietet
das
Gelände
keine
Schwierigkeiten
und
ist
für
alle
Waffen
passierbar.
Nur
die
vielen
kleinen
von
Süd
nach
Nord
gehenden
Flußläufe,
die
für
Infanterie
passierbar,
bildeten
in
Folge
ihrer
äußerst
sumpfigen
Ufer
Hindernisse
für
die
berittenen
Waffen,
diese
konnten
deshalb
nur
auf
den
vorhandenen
oder
herzustellenden
Übergängen
passieren.
Der
kleine,
aber
reißende,
bei
Greifenhagen
in
die
Oder
mündende
Thuefluss
machte
eine
Ausnahme,
er
ist
ohne
Brücken
für
keine
Waffe
passierbar.
Im
Allgemeinen
waren
aber
die
Boden-
und
Wegeverhältnisse
als
günstige
zu
bezeichnen.
Zu
ziemlich
spä
-
ter
Stunde,
gegen
8
¼
Uhr,
brachen
die
drei
blauen
Infanterie-Divisionen
in
der
Richtung
auf
Kunow-Liebenow-Heinrichsdorf
auf,
die
blaue
Kavallerie-
Division
ging
von
Bahn
auf
Wartenberg.
Als
die
blaue
Infanterie
im
Vormarsch
an
den
Thue-Abschnitt
gelangte,
wurden
feindliche
Truppen
aller
Waffengattungen
bei
Wilhelmshöhe
sichtbar,
zwei
Divisionen
blau
ent
-
wickelten
sich
gegen
rot
(42.
Infanterie-Division),
während
die
dritte
blaue
Division
als
Reserve
verblieb.
Nachdem
Rot
die
Stärke
der
feindlichen
Truppen
durch
diese
Entwickelungen
konstatiert
hatte,
zog
es
über
die
Thue
auf
Vogelsang
ab.
Rot
hatte
für
den
10.
September
folgenden
Befehl
ausgegeben:
Aufbruch
zwischen
4
½
und
5
½
Uhr
Vorm.
in
drei
Kolonnen,
3.,
4.
und
41.
Infanterie-Division,
sowie
ein
drei
Bataillone,
eine
Eskadron
und
eine
Batterie
starkes
Seitendetachement,
Richtungen
Neumark,
Kor
-
tenhagen,
Garden,
Wurow.
Die
Oderufer
sind
links
bis
zur
Welse,
rechts
bis
in
die
Richtung
Langenbagen
aufzuklären.
Die
rote
Kavallerie-Division
wie
ebenso
die
rote
42.
Infanterie-Division
sollten
den
Feind
aufhalten,
genau
wie
wir
es
oben
gesehen,
und
sich
dann
längs
der
Oder
zurückziehen.
Die
Infanterie-Divisionen
von
blau
setzten,
nachdem
Rot
-
42.
Division
-
zurück
-
ging,
ihren
Marsch
ungehindert
fort
und
standen
am
Abend
des
10.
September
bei
Groß-Zarnow-Langenhagen-Rosenfelde.
Die
blaue
Kavalle
-
rie
hatte
den
neuen
Auftrag
erhalten,
bis
Rohrsdorf-Alt
Grafe-Leine
vorzugehen,
die
eigene
rechte
Flanke
zu
decken
und
wirksam
die
linke
feindliche
zu
bedrohen.
Diese
Aufgabe
wurde
geschickt
durchgeführt,
abge
-
sehen
von
kleinen
Scharmützeln
und
Artilleriekämpfen
kam
es
dabei
zu
größeren
Gefechten
nicht.
Die
blaue
Kavallerie-Division
stand
am
10.
Sep
-
tember
abends
zwischen
Köselitz-Pyiitz-Neu-Grape.
Vorposten
rot
standen
in
der
Nacht
vom
10.-11.
September
Linie
Thue-Häuser
Klein-Schönfeld-
Woltersdorf,
auf
kurze
Entfernungen
diesen
gegenüber
in
der
Linie
Pyritz-
Neu-Grape-Hopfen
Berg-Neu-Zarnow
diejenigen
von
Blau.
Eingegangene
Meldungen
hatten
Blau
die
Gewißheit
gegeben,
daß
Rot
beabsichtigte,
am
11.
September
seinen
allgemeinen
Vormarsch
anzutreten,
demgemäß
ent
-
schloß
sich
das
Oberkommando
Blau,
am
11.
September
früh
unter
Deckung
seiner
rechten
Flanke
durch
die
Garde-Kavallerie-Division
in
der
Richtung
Wartenberg
-
Karlshof-Woltersdorf
vorzugehen.
Die
Leitung
von
Rot
hatte
folgende
Befehle
ausgegeben:
Die
42.
Infanterie-Division
geht
in
der
Richtung
auf
den
Hopfenberg,
die
41.
Infanterie-Division
auf
Franken
-
Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Seite
3
berg,
die
4.
Infanterie-Division
auf
Beelitz,
die
3.
Infanterie-Division
auf
Leine
vor,
die
linke
Flanke
bei
Isingen
wird
durch
die
Kavallerie-Division
A
gedeckt.
Die
reitenden
Batterien
der
blauen
Kavallerie-Division
beschossen
bald
darauf
Teile
der
roten
hinter
den
Höhen
von
Neu-Grape.
Die
2.
Garde-
Infanterie-
Division
stieß
bei
ihrem
Vorgehen
zuerst
auf
den
Feind
und
zwar
bei
Leine,
der
diesen
Ort
besetzende
Feind
machte
einen
allzu
kühnen
Offensivstoß,
wurde
zurückgeworfen
und
der
Ort
selbst
fiel
in
die
Hände
der
nachdringenden
2.
Garde-Infanterie-Division.
Weniger
gut
ging
es
der
1.
Garde-Infanterie-Division,
die
bei
Karlshof-Wartenberg
mit
ihren
beiden
Bri
-
gaden
auf
sehr
überlegene
feindliche
Kräfte
stieß
-
4.
und
41.
Infanterie-
Division
Rot
-,
sie
wurde
von
diesen
bis
über
Frankenberg
auf
Gebersdorf
zurückgeworfen.
Während
nun
die
1.
Garde-Infanterie-Brigade
mit
zu
Hülfe
herannehmenden
Teilen
der
3.
Garde-Infanterie-Division
noch
im
Kampfe
mit
der
41.
Infanterie-Division
stand,
griff
die
rote
42.
Infanterie-Division
überraschend
die
linke
Flanke
der
3.
Garde-Infanterie-Division
an,
nahm
den
wichtigen
Hopfenberg
und
zwang
den
ganzen
linken
Flügel
von
Blau
zum
Rückzuge
auf
Langenhangen.
Nach
dem
Mißerfolge
der
1.
Garde-
Infanterie-Division,
konnte
auch
die
2.
Garde-Infanterie-Division
ihre
vorher
errungenen
Erfolge
nicht
behaupten,
sondern
sie
mußte
Leine
räumen
und
auf
Schwochow-Kanzelberg
zurückgeben,
hierbei
wurde
sie
von
den
roten
Divisionen
3,
4,
41
sehr
stark
belästigt,
vergeblich
versuchten
Teile
der
3.
Garde-Infanterie-Division
helfend
beizuspringen.
Die
Divisions-Kavallerie
von
Blau
warf
sich
erfolglos
mehrmals
dem
siegreich
vordringenden
Feinde
entgegen,
erst
als
die
feindliche
Infanterie
Rot
zum
Sturm
auf
den
Kanzel-
Berg
einsetzte
und
dadurch
besonders
schwer
die
Artillerie
Blau
bedrohte,
.warf
sich
die
blaue
Kavallerie-Division
auf
die
linke
Flanke
der
zum
Sturm
vorgehenden
Roten.
Wenn
sie
auch
keine
durchschlagenden
Erfolge
hatte,
so
erreichte
sie
doch
einen
Aufenthalt,
durch
den
begünstigt
die
eigene
hartbedrängte
Artillerie
und
Infanterie
abziehen
konnte.
Die
rote
Kavallerie-
Division
griff
auf
dem
Rückzuge
überraschend
und
erfolgreich
die
blaue
an.
Auf
der
ganzen
Linie
geworfen,
ging
Blau
bis
hinter
den
Thue-Abschnitt
zurück.
Am
Abend
des
11.
September
war
die
Lage
folgende:
Nach
einge
-
gangenen Meldungen ziehen feindliche Truppen sich an der unteren Warthe
zusammen,
gegen
diese
entsendet
Rot
-
supponiert
-
seine
Kavallerie-Divi
-
sion
in
der
Richtung
auf
Landsberg.
Blau
erhält
Verstärkungen,
es
trafen
am
Nachmittag
des
11.
September
von
Berlin
ein:
Eine
Kavallerie-Division
-
die
vorübergehend
von
Rot
zu
Blau
übertretende
Kavallerie-Division
A
-
7
Bataillone
und
12
Batterien
-
die
beiden
letzteren
durch
Flaggen
etc.
mar
-
kiert.
Es
werden
vermittelst
dieser
Verstärkungen
aus
der
1.
Garde-
Infanterie-Division
zwei
Divisionen
formiert
-
1.
und
4.
Garde-Infanterie-Divi
-
sion
aus
der
Garde-
und
Kavallerie-Division
A
ein
Kavalleriekorps.
Nunmehr,
also
verstärkt
lag
es
klar
auf
der
Hand,
daß
Blau
seine
am
11.
September
erlittene
Schlappe
durch
eine
kräftige
Offensive
wieder
gut
zu
machen
trachten
würde.
Am
Abend
des
11.
September
waren
die
Stellun
-
gen
folgende:
Rot
42.
Infanterie-Division
zwischen
Thue-Abschnitt
und
Boriner-See,
links
an
diese
anschließend
die
41.
Infanterie-Division
bei
Lan
-
genhagen,
4.
Infanterie-Division
bei
Schwechow,
3.
Infanterie-Division
bei
Leine.
Blau
bei
Wildenbruch
am
Langensee
das
Kavalleriekorps,
links
anschließend
2.,
4.
und
1.
Garde-Infanterie-Division,
am
linken
Flügel
die
3.
Garde-Infanterie-Division.
Am
12.
September
5
Uhr
Vorm.
trat
Blau
seinen
Vormarsch
an,
die
2.
Garde-Infanterie-Division
in
der
Richtung
auf
Kunow,
die
4.
Garde-Infanterie-Division
auf
Gebersdorf,
1
Garde-Infanterie-Division
auf
Langenhagen,
die
3.
auf
Borin.
Um
9
Uhr
Vorm.
sollten
die
Spitzen
aller
Divisionen
die
von
Bahn
über
Liebenow-Rosenfelde
nach
Thuehäuser-Grei
-
fenhagen
a.
Oder
führende
Chausse
überschritten
haben,
während
das
Kavalleriekorps
gleichzeitig
8
Uhr
Vorm.
einen
Vorstoß
auf
die
feindliche
Flanke
unternehmen
sollte.
Rot
wollte
die
Vorteile
des
11.
September
weiter
ausnutzen
und
befahl
für
den
12.
September
folgenden
Offensivvormarsch:
42.
Infanterie-Division
geht
in
zwei
Kolonnen
auf
Klein-Zarnow
und
Hein
-
richsdorf
vor,
die
41.
Infanterie-Division
auf
Groß-Schönfelde,
die
3.
Infanterie-Division
auf
Forsthaus
Marientbal,
und
die
4.
Infanterie-Division
auf
Dorf
Marientbai.
Beide
Korps
stießen
bei
ihren
Vormärschen
auf
der
Linie
Stettin-Perdinandsfelde-Liebenow-Röhrsdorf
aufeinander.
Der
linke
Flügel
von
Blau
-
3.
Garde-Infanterie-Division
stieß
schon
9
Uhr
Vorm.
auf
die
rechte
Flügelkolonne
von
Rot
-
42.
Infanterie-Division,
welche
Steckling
besetzt
hatte,
im
hin-
und
herwogenden
Kampf
um
das
Dorf
blieb
schließ
-
lich
Blau
im
Besitze
desselben.
Die
rechte
Flügelkolonne
der
42.
roten
Division
ging
auf
Borin
zurück,
die
3.
Garde-Infanterie-Division
Blau
folgte,
war
aber
durch
bedeutende
vorher
erlittene
Verluste
so
geschwächt,
daß
sie
außer
Stande
war,
den
Rückzug
der
Roten
über
den
Thuefluß
irgendwie
zu
stören.
Noch
ehe
die
3.
Garde-Infanterie-Division
Borin
erreichte,
wurde
sie
zur
Unterstützung
der
bei
Liebenow
in
heftigem
Gefechte
stehenden
1.
Garde-Infanterie-Division
herangezogen.
Letztere
wurde
bei
Ferdinands
-
felde
erfolgreich
durch
die
linke
Flügelkolonne
der
roten
42.
Infanterie-
Division
angegriffen;
zuerzt
nur
von
der
Artillerie
der
41.
Infanterie-Division,
später
von
dieser
ganzen
Division
unterstützt,
befand
sie
sich
in
einer
höchst
kritischen
Lage,
als
ihr
im
letzten
Augenblick
Hülfe
wurde
durch
Truppen
der
4.
Garde-Infanterie-Division,
die
sich
auf
die
linke
Flanke
der
Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Seite
4
41.
Infanterie-Division
warfen
und
damit
der
1.
Garde-Infanterie-Division
etwas
Luft
machten.
Der
Rest
der
4.
Garde-Infanterie-Division
kämpfte
indessen
mit
wenig
Erfolg
südlich
Liebenow
gegen
Teile
der
41.
und
der
4.
Infanterie-Division.
Das
Eingreifen
der
3.
Garde-Infanterie-Division
gelang
vollständig,
sie
warf
die
4.
Infanterie-Division
nicht
nur
bei
Liebenow
zurück,
sondern
nahm
in
weiterem
Vordringen
die
obere
Mühle
und
warf
den
Geg
-
ner
über
die
Thue,
damit
hatte
die
Umfassung
des
linken
Flügels
von
Rot
durch
Blau
begonnen.
Der
größere
Teil
der
3.
Infanterie-Division
Rot
stieß
zwischen
Bahn
und
Rohrdorf
auf
die
blaue
2.
Garde-Infanterie-Division.
Ein
bei
Kunow
befindliches,
aus
Kavallerie
und
Artillerie
bestehendes
rotes
Sei
-
tendetachement,
wurde
durch
das
Kavalleriekorps
erfolgreich
angegriffen
und
geworfen,
die
siegreiche
Kavallerie
warf
sich
südlich
Kunow
auf
die
Flanke
der
zurückgehenden
3.
roten
Division,
der
Kampf
endete
mit
einer
vollständigen
Niederlage
der
letzteren
Division.
Das
Kommando
des
II.
Armeekorps
Rot
hatte
in
Folge
Zurückweichens
der
3.
und
4.
Infanterie-
Division
den
Befehl
für
alle
Truppen
zum
Rückzuge
in
nördlicher
Richtung
gegeben,
hierbei
wurden
auch
Teile
der
4.
Infanterie-Division
durch
das
Kavalleriekorps
erfolgreich
attackiert.
Die
Rückzugslinie
für
Rot
ging
bis
Garden-Wartenberg-
Bobbin.
Blau
folgte
trotz
errungenen
Sieges,
in
Folge
erlittener
schwerer
Verluste,
nur
bis
Kunow
-
Gebersdorf.
Die
Verluste
der
1.
und
4.
Garde-Infanterie-Division
waren
so
starke,
daß
aus
beiden
eine
Divi
-
sion
formiert
wurde.
Das
Kavalleriekorps
erhielt
für
den
14.
September
einen
besonderen
Auftrag
und
schied
aus
dem
Verbande
von
Blau
aus.
Am
Abend
des
12.
September
stand
Rot
Kortenhagen-Babbin-Wartenberg-Bee
-
litz; Blau zwischen Stechlin-Rosenfelde-Gebersdorf-Kunow-Röhrsdorf.”
Soweit
die
“Allgemeine
Schweizerische
Militärzeitung”
über
das
Kaiserma
-
növer bei und um Stettin im Jahre 1900.
(Quelle: Allgemeine Schweizerische Militärzeitung vom 01. Dezember 1900.)
Berlin - Schutzgebietsgesetz veröffentlicht
Das
neue
deutsche
Schutzgebietsgesetz
wurde
veröffentlicht.
Da
die
Ent
-
wicklung
der
kolonialen
deutschen
Schutztruppen
mit
der
Ausbreitung
des
deutschen
Kolonialbesitzes
immer
mehr
an
Bedeutung
gewann,
galten
die
Schutztruppen
als
Kernstück
einer
künftigen
Kolonialarmee,
wie
sie
Frank
-
reich
und
Großbritannien
schon
lange
besaßen.
Im
Deutschen
Reich
stieg
die
Bereitschaft
junger
Männer,
in
die
Schutztrup
-
pen einzutreten.
10. 09. 1900
PDF-Dokument:
“Das Schutzgebiets-
gesetz vom 10. Sep-
tember 1900.”
Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Seite
5
Ausland
Norwegen
Christiania - Neuwahlen zum Storting
Bei
den
Neuwahlen
zum
Storting,
dem
norwegischen
Parlament
in
Christia
-
nia (Oslo), konnten die Linken ihre Zweidrittelmehrheit verteidigen.
Deutsches Reich,
Montag,
10. September 1900
Seite
6