Das Deutsche Dichterroß
Anstelle eines lateinischen Lectori salutem! begrüßen wir den geneigten Freund der Dichtkunst mit den erhabe- nen deutschen Worten: Dem Leser Heil! Deutschland - das Land der Dichter und Denker! Vor etwa 200 Jahren mag dies womöglich zutrefflicher gewesen sein als in der heutigen Zeit. Damals sprach der Deutsche diesen Satz noch voller Leidenschaft und Stolz aus, wo er doch die großen Dichter der Klassik (Goethe, Herder, Hölderlin, Schiller etc.) sowie der Romantik (Brentano, Eichendorff, Heine, Hoffmann, Kleist, Novalis, etc.) als auch die patriotischen Dichter (Arndt, Kleist, Körner, Rückert, Schenkendorf etc.) noch wahrhaftig vor Augen hatte. Das Ausland hingegen gebrauchte diesen Satz eher als Negativum und meinte wohl damit, daß der Deutsche eher dichtete und dachte, als zur Tat zu schreiten. Das dem nicht so war, kann man schon allein an den Dichter und Dramatiker Karl Theodor Körner ausmachen, der im Freiheitskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft als Sänger und Kämpfer im Lützowschen Freikorps am 26. August 1813 im Forst von Rosenow bei Gadebusch als Held im Kampfe fiel und seither als Vorbild für Deutsche Patrioten dient. Die Namen der damaligen deutschen Dichterfürsten (und natürlich auch -fürstinnen) sind wohl vielen heute noch geläufig. An diese Meister der Reim-, Vers- und Metrikkunst zu erinnern ist uns Anliegen und Bedürfnis zugleich, wie es uns ebenso eine Freude sein wird, manch einen Leser womöglich dazu ermuntert zu haben, selbst die Dichterfeder zu erheben und ein wohlfeiles Jamben- oder Trochäen-Werk auf das blanke Pergament zu kritzeln.
Das Deutsche Dichterroß
Wohlan! Gedichte sind stumme Gesänge - Geschrieben in leblosen Worten, In starrigen Büchern verewigt -, Bis jemand den Buchdeckel öffnet! Und liest er dann freudig die Strophen, Erwachen die Sätze zum Leben; Beginnt ein melodisches Tanzen Im rhythmischen Puls des Erzählers. © Das Deutsche Dichterroß - Dezember 1988 Aus "Hinter den Mauern"
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